DFW
Berichte
Die neu gewählte DFW-Präsidentin Silvana Uhlrich-Knoll mit den Präsidiumsmitgliedern Dr. Volker Mueller (links) und Alexander Knöß. Außerdem wieder ins Präsidium gewählt: Ortrun Lenz (Foto: Christian Mueller)
Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften:
Grußwort zur 75-Jahr-Feier
Im Namen des Dachverbandes Freier Weltanschauungsgemeinschaften begrüße ich Sie sehr herzlich zu unserer heutigen Festveranstaltung. 75 Jahre DFW sind nicht nur eine Ansammlung von Jahren, auf die wir ehrfurchtsvoll zurückblicken, sondern das sind gelebte Stunden der aktiven Teilnahme an unserer Gesellschaft, am Prozess der demokratischen Strukturen und Zeit, die wir als Beitrag für die Geistesfreiheit, für Toleranz, Humanismus und die Menschenrechte gestaltet haben.
Mehr denn je scheint es wichtig, sich als individueller Mensch seiner Freiheit der Gedanken bewusst zu werden und sich dafür stark zu machen, dass diese Freiheit ein hohes Gut bleibt.
Die Demokratie lebt von Dialog, vom Austausch und von Kompromissen. Eine Grundvoraussetzung ist jedoch, andere Meinungen akzeptieren zu können, faktenorientiert wahrzunehmen sowie respektvoll mit ihnen umzugehen (siehe Bundesprogramm „Demokratie leben!“ https://www.demokratie-leben.de).
Den Vereinten Nationen zufolge bietet die Demokratie „ein Umfeld, in dem die Menschenrechte und Grundfreiheiten geachtet werden und in dem der frei geäußerte Wille der Menschen ausgeübt wird“.
Schaue ich mir jedoch einmal die Fragestellung genauer an, warum es gut ist, in einer Demokratie zu leben, dann sehe ich die aktuellen Herausforderungen unserer Zeit. Denn da steht:
Es tut gut in einer Demokratie zu leben, da sie Vielfalt gestaltet, allen Menschen ein friedvolles Leben in demokratischen Strukturen ermöglicht, Extremismus vorbeugt, die Entstehung demokratie- und menschenfeindlicher Phänomene sowie extremistischer Einstellungen möglichst verhindert und dennoch stattfindende Radikalisierungsprozesse frühzeitig unterbricht. (Quelle: https://www.demokratie-leben.de)
Politische Brennpunkte finden wir leider gerade überall auf der Welt verstreut und es werden weitere politische Auseinandersetzungen in den nächsten Jahren folgen. Es ist nicht schwerer geworden, seine Stimme zu erheben, aber es ist noch viel wichtiger geworden, Stellung zu beziehen. Mit den Worten von Uttam Niraula, unserem nepalesischen Kollegen und Freund, der diese Bedrohung gerade persönlich durchleben muss, finden wir hier ein Symptom für eine sich entwickelnde Welt, in der Gerechtigkeit und Fortschritt als ein Fluch gegen ihre Kultur und Tradition angesehen werden. Und dennoch sagt er: Wo auch immer wir sind, wir müssen uns weiter für Gerechtigkeit und Menschenrechte einsetzen.
Die Menschenwürde und die Gleichberechtigung von allen Menschen sind meine Themen von Kindesbeinen an. Sich für andere einsetzen, sich stark machen gegen Unterdrückung, sich stark machen für Menschen, denen es verwehrt wird, ihre Stärke zu finden. Etwas oder jemand in Frage zu stellen und auch mich selbst zu hinterfragen, gehört dazu.
Ich bin schon 2004 mit jungen afrikanischen Menschen auf die Straße in Uganda gegangen, um für ihre Rechte und für die LGBTQ Bewegung zu demonstrieren. Auch mit Menschen aus Bangladesh bin ich auf die Straße gegangen, die sich erlaubt haben, ihr Land und die politische Führung kritisch infrage zu stellen. Es ist wichtig, unterschiedliche Meinungen zu haben, vertreten zu können und dafür nicht verurteilt zu werden. Das macht eine Demokratie aus, dass macht ein säkulares Miteinander aus, sich auf Augenhöhe zu begegnen, aber sich nicht diffus durch missionierende Äußerungen im Vorteil zu sehen. Jeder von uns denkt, er liegt richtig, jeder von uns lebt nach den Werten und Normen, die man für richtig hält. Jedoch müssen diese nicht für andere Menschen funktionieren.
Ein wesentliches Element von Demokratien ist eine gesunde Debattenkultur, die offen, respektvoll und tolerant mit Meinungsunterschieden umgeht. Sie muss Kompromisse ermöglichen, Entscheidungen ableiten und deren Akzeptanz fördern.
So heißt es für uns Aufklärungsarbeit zu leisten, alltägliche Abläufe der Demokratie und deren Wichtigkeit zu verdeutlichen. So heißt es als DFW vorausschauend zu arbeiten, Schwierigkeiten vorab zu erkennen und darauf einzugehen. Veränderungen müssen diskutiert und Kompromisse müssen demokratisch verhandelt werden.
Wir brauchen ein neues Gemeinschaftsgefühl, eine gemeinsame Vision. Und die muss sich an dem Notwendigen, nicht nur an den eigenen Komfortzonen orientieren. Denn Zeiten multipler Krisen kann man nur überwinden, wenn wir auch bereit sind, uns zu verändern. Den Anspruch, dass alles gleich bleibt und die Welt sich um uns herum anpasst, wird sich nicht erfüllen. (siehe Dr. med. Moritz Völker, https://de.linkedin.com/posts/dr-med-moritz-voelker_demokratie-activity-7152653203015180288-uQdy)
Unsere Glaubwürdigkeit muss gestärkt und die von Populisten und Demokratiegegnern infrage gestellt werden. Das fehlende Gefühl der Gemeinsamkeit muss einem neuen Wir weichen. In dem Kindermusical, welches ich gerade beruflich mit inszeniere, heißt es in einer Zeile so schön: „Denkt an diese kleine Weisheit: großes WIR und kleines ICH!“ Also üben wir uns in einem bescheidenen aber wichtigen Weiterentwickeln, Verändern und Mitgestalten. Diesen Weg zu beschreiten, wird anstrengend sein. Aber es ist nicht entscheidend, gleich ein Ziel zu erreichen, sondern dass wir unsere Energien in die richtige Richtung lenken. Dass wir ein Zeichen setzen und unsere Stimme für etwas Gutes erheben.
Silvana Uhlrich-Knoll
(DFW-Präsidentin
Warum Präsidentschaft?
Die Menschenwürde und die Gleichberechtigung von allen Menschen sind meine Themen von Kindesbeinen an. Großgeworden in einer Kleinstadt in der DDR, bin ich bis zum zehnten Lebensjahr mit Werten wie Gleichberechtigung von Frauen und Männern, einer starken Frauenrolle und Selbstständigkeit der Kinder aufgewachsen.
Sich für andere einsetzen, sich stark machen gegen Unterdrückung, sich stark machen für Menschen, denen es verwehrt wird, ihre Stärke zu finden. Etwas oder jemand in Frage zu stellen, auch mich selbst zu hinterfragen, das bin ich. Ich bin ein diplomatischer Kopf, ein Freigeist, eine Skeptikerin von Hause aus.
Das ist der Grund dafür, dass ich mich seit 2002 international in der IHEYO engagiert und ab 2005 bis 2014 im Vorstand der Jugendorganisation mitgearbeitet habe. Seit 2008 sitze ich im Vorstand des DFW, anfänglich als Jugendreferentin und Vorstandsmitglied, bis ich in den letzten Jahren das Amt der Vize-Präsidentin und die Schriftenführung übernommen habe. Ich habe somit Erfahrung von vielen Jahren Vorstandsarbeit als auch in der Führung eines Vorstandes, die ich für meine
Präsidentschaftskandidatur im DFW mitbringe. Dazu kommt mein berufliche Orientierung in den künstlerischen Tätigkeitsfeldern Musik, Tanz und Theater, die immer viel Spontaneität, viel Kreativität beanspruchen und organisatorisch herausfordernd sind. Das ist mein täglich Brot, das beherrsche ich sehr gut. So bin ich guter Hoffnung, diese Qualitäten auch weiterhin wertvoll und effektiv in das Amt der Präsidentin zu investieren. Man sagt, wenn die Hoffnung stirbt, stirbt jede Form von Aktivismus. Ich möchte daher positive Ideen als Zeichen setzen in einer Zeit voll Unsicherheit. Ich würde gern unsere Aktivitäten, die innerhalb unserer Mitgliedsverbände vorhanden sind, aufspüren, unsere Energien bündeln und sie lösungsorientiert als sichtbaren Gegenpol zur aktuellen politischen Lage einsetzen. So heißt es Aufklärungsarbeit zu leisten, alltägliche Abläufe der Demokratie und deren Wichtigkeit zu verdeutlichen. So heißt es auch für uns als DFW vorausschauend zu arbeiten, Schwierigkeiten vorab zu erkennen und darauf einzugehen. Das kann über eine gute Kommunikationsstruktur mit unseren Vorstandsmitgliedern und darüber hinaus mit unseren Mitgliedsverbänden entstehen, in dem wir Wünsche aufgreifen, ihre Stärken verstehen und Strukturen begreifen.
Ich möchte meine Zeit für etwas Gemeinsames und Wichtiges geben. Meine Fähigkeiten, gut zuzuhören und etwas zu analysieren möchte ich nicht nur in meinem Beruf anwenden, sondern auch in meiner ehrenamtlichen Leidenschaft, um Herausforderungen zu meistern, Unterstützung anzubieten oder zu finden, wo sie gebraucht werden. Lasst uns etwas gemeinsam schaffen, dass es weiterhin ein Miteinander geben kann.
Silvana Uhlrich-Knoll
(Präsidentin)
Swaantje Schlittgen, die scheidende DFW-Präsidentin bei der 75-Jahr-Feier in Berlin (Fotos: Christian Mueller)
Vizepräsident Alexander Knöß und die neu gewählte Präsidentin Silvana Uhlrich-Knoll
Vision für den DFW
Meine DFW-Theorie ist, dass nicht alle Mitglieder der Mitgliedsorganisationen vom DFW wirklich wissen bzw. über unsere Arbeit einen Überblick haben, vielleicht sich auch nicht interessieren. Wir setzen dies voraus, weil es uns so geht, in der Praxis sieht dies meist anders aus. Dieser zu erwartende Tatbestand ist eventuell ernüchternd, birgt aber auch die Chance, sich darauf zu konzentrieren, dies zu ändern und unsere Energien in die richtige Richtung lenken.
Wie sieht das nun genau aus – neue Projekte des DFW, Vorstellung von Zielen und Ideen für die zukünftige Epoche:
Vorstandsarbeit:
- Ordentliche Übergabe innerhalb der nächsten zwei Wochen (25.10.)
- Planung von Gesprächen mit allen Vorstandsmitgliedern und Verbänden einzeln, um Ideen und Wünsche aufzugreifen, Stärken zu verstehen, Strukturen zu begreifen, evtl. persönliche Treffen mit Mitgliedsverbänden in Kombination einer Veranstaltung, um gerne weitere Menschen aus dem Umkreis des Verbandes zu treffen. Win Win Situation erzeugen (Termine finden bis Ende des Jahres 2024)
- Bewährte Online-Meetings weiterführen und mit dem Vorstand planen, wie Aufgaben und Deadlines verteilt werden, digitalen Notizzettel einführen
- Strategieplan mit Themenschwerpunkten für 2025-2026 festlegen (Präsenzmeeting), Kriterienkatalog: An welchen Kriterien wollen wir künftig festmachen, ob unsere Arbeit sich weiterentwickelt hat?, Themenfelder von Mitgliedsorganisationen mitbestimmen lassen – Beispiel BFF (Überthema finden, Ausrichtung mitbestimmen lassen)
- Erneuerung und Überarbeitung eines Veranstaltungskalender für 2025-2026, Fähigkeiten/Tätigkeitsfelder der Vorstandsmitglieder involvieren
- pfw-Vorstellung jeweils eines Verbandes mit ähnlichen Interview-Fragen
DFW-Öffentlichkeitsarbeit und Projektideen:
- Online-Seminare zu Politik und Demokratie, Fördermittel über Politische Bildung beantragen (Überschriftsideen: „Kant(ig) oder Voltaire?“, „Durch (die) Blum gesagt“)
- Vorstellung aller Mitgliedsverbände im pfw (junge und ältere Mitglieder befragen, zwei Perspektiven erläutern und gegenüberstellen)
- Gestaltung der (Online-) Seminare durch junge Leute, Verzicht des Vorstandes auf Fahrkosten und Unterbringung, evtl. um einen Anreiz für junge Referenten zu setzen, Möglichkeit einer Einbindung ohne Zwang einer Mitgliedschaft – Teilnahme Projektcharakter
- Zeit schenken, Zeit bekommen (Ehrenamtliche Zeit als Zeitgutschein verschenken)
- Bildungsangebote in Schulen, Jugendklubs und Kitas anbieten – Demokratie auf kleiner Ebene (Strukturen nutzen, die vorhanden sind – DFW-Angebote für Jugendstunden vor der Humanistischen Jugendfeier, DFW-Veranstaltung innerhalb eines Mitgliedsverbandtages, Philosophiekreis mit jungen Denkern etc., Vortrag für ehrenamtliche Aufbauhilfe, Engagement in Krisengebieten, Theater/Tanz/Musik-Workshop zum Thema Gelebte Demokratie, DemokratieSpiel)
- „Wo kommen die Geschichten her?“ – Geschichten im Koffer: ALV Verlagswerbung aufgreifen und eigene Schriftenreihen präsentieren, Ausschnitte einlesen, Online-Lesungen mit moderiertem Thema verbinden, nicht Literatur für den einmaligen Vertrieb und das eigene Archiv schaffen, sondern Werke lebendig erhalten (Themenfelder, die immer wieder aktuell sind)
- pfw – junge Menschen interviewen bzw. zu Themen schreiben lassen, die sie bewegen, die uns bewegen, evtl. eine Aufwandsentschädigung zahlen
- „Das Gewicht vom Wissen“ – anschaulich und mitreißend verpacken
Silvana Uhlrich-Knoll
(DFW-Präsidentin)
Ein Grund zum Feiern:
75 Jahre Dachverband Freier
Weltanschauungsgemeinschaften
Der DFW feiert im Oktober 2024 sein 75-jähriges Bestehen und blickt auf ereignisreiche und herausfordernde Verbandszeiten zurück.
Herausfordernd sind auch die aktuell politischen Strömungen und Gefahren, die unsere demokratische Strukturen beeinflussen bzw. verdrängen könnten. Um sich diesen brisanten Themen zu stellen, Hintergründe in den historischen Kontext zu setzen und gemeinsam über weltanschaulich offene Ansätze zu diskutieren, lädt der DFW zur
Feierstunde am Sonntag, den 13.10.2024
unter dem Thema
„Demokratie, Geistesfreiheit und Leben"
ins Haus der Poesie, Knackstraße 97, 10435 Berlin ein. Uhrzeit wird noch bekannt gegeben. Die diesjährige Hauptversammlung des DFW wird vorab am Samstag, den 12.10.2024 im Schachcafé, Schönhauser Allee 58, 10437 Berlin stattfinden.
Silvana Uhlrich-Knoll
Demokratie, Geistesfreiheit und Leben als Basis freigeistiger Weltanschauung
Demokratie, Geistesfreiheit und Leben bilden ein fundamentales Trio, das die Grundpfeiler einer offenen, fortschrittlichen Gesellschaft darstellt. Diese Elemente sind nicht nur eng miteinander verknüpft, sondern bedingen sich auch gegenseitig, um eine dynamische und resiliente Gemeinschaft zu fördern.
Demokratie – Mehr als nur ein politisches System
Demokratie ist weit mehr als eine Regierungsform; sie ist eine Lebensweise, die auf den Prinzipien der Freiheit, Gleichheit und des Respekts für jeden Einzelnen basiert. In einer Demokratie hat jeder Bürger die Möglichkeit, durch Wahlen direkt oder indirekt an den Entscheidungen teilzunehmen, die sein Leben beeinflussen. Dies fördert nicht nur die Verantwortung jedes Einzelnen für das gesellschaftliche Wohl, sondern stärkt auch das Vertrauen der Menschen in ihre Institutionen. In den freigeistigen Organisationen, die als Mitgliedsverbände im DFW vereint sind, spielen demokratische Prozesse eine entscheidende Rolle.
Geistesfreiheit – Der Kern individueller und kollektiver Entfaltung
Geistesfreiheit ist das Recht, Gedanken, Meinungen und Überzeugungen frei zu äußern, ohne Angst vor Unterdrückung oder Repression. Diese Freiheit ist essenziell, damit Innovation und Kreativität gedeihen können. Nur in einer Gesellschaft, in der Menschen frei denken und kommunizieren können, findet ein lebendiger Austausch von Ideen statt. So können gesellschaftliche Bedingungen verbessert werden, was zu einem reichhaltigeren intellektuellen und kulturellen Leben führt.
Leben – Das grundlegende Menschenrecht
Das Recht auf Leben ist das grundlegendste aller Menschenrechte. In seiner umfassenden Form beinhaltet es nicht nur das physische Überleben, sondern auch die Qualität des Lebens, die durch verschiedene soziale, ökonomische und kulturelle Faktoren bestimmt wird. Eine demokratische Gesellschaft, die die Geistesfreiheit schätzt, trägt dazu bei, dass ihre Mitglieder ein erfülltes und sinnvolles Leben führen können.
Die Wechselwirkung zwischen Demokratie, Geistesfreiheit und Leben
Das Zusammenspiel dieser drei Elemente schafft eine Synergie, die für die Entwicklung und das Wohlergehen einer Gesellschaft unerlässlich ist. Demokratie bietet den Rahmen, in dem ein Leben in Freiheit gedeihen kann; Geistesfreiheit ermöglicht es den Menschen, aktiv am demokratischen Prozess teilzunehmen und ihre Meinungen, Bedürfnisse und Forderungen zu artikulieren. Das Ergebnis ist ein gesichertes und würdiges Leben in einer toleranten Gesellschaft.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Trotz ihrer Bedeutung stehen Demokratie, Geistesfreiheit und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben gerade heute weltweit unter Druck. Politische Instabilität, wirtschaftliche Schwierigkeiten und soziales Ungleichgewicht können diese Grundwerte untergraben. Aber auch neue Technologien und die Globalisierung sind sowohl Chancen als auch Risiken. Um diese Herausforderungen zu bewältigen, ist es entscheidend, dass Bildung und kritische Auseinandersetzung gefördert werden. Bildung stärkt das Verständnis für die Bedeutung von Demokratie und Geistesfreiheit. Sie sorgt dafür, dass Menschen in die Lage versetzt werden, am gesellschaftlichen Diskurs teilzunehmen und gut durchdachte Entscheidungen zu treffen.
Demokratie, Geistesfreiheit und Leben sind nicht nur miteinander verbunden, sondern auch von zentraler Bedeutung für die Gestaltung einer gerechten und lebendigen Gesellschaft. Sie sind die Säulen, auf denen die Freiheit ruht, und müssen ständig verteidigt und gefördert werden, um die Würde und das Wohl aller zu gewährleisten. Dafür steht der DFW seit 75 Jahren.
Ortrun Lenz
Albanien – unaufgeregt säkular
Der aktuelle Angriff des Iran als Verbündeter der radikal-islamischen Hamas gegen Israel macht die prekäre Lage von religiösen Kämpfen in der Welt wieder einmal sehr deutlich. Im Namen von … wird leider viel zu selten um Besonnenheit aufgerufen. Erst jetzt, nach der Eskalation zwischen dem Iran und Israel wird von allen Seiten Zurückhaltung gefordert.
Meine gerade abgeschlossene Reise nach Albanien lässt mich hier innehalten und noch einmal auf die gewonnenen Eindrücke vor Ort zurückdenken. Ist Albanien ein Land, dass uns Vorbild für ein säkulares Leben sein kann? Mein Wissen zu religiöser Vielfalt und einem friedlichen Nebeneinander auf der Balkanhalbinsel war nur begrenzt vor meiner Reise, jedoch beeindruckte mich das reelle Leben weit mehr als es Reiseberichte oder Informationsquellen mir vorher hätten berichten können.
Das wahre Miteinander im sozialen Raum, egal welcher Religion bzw. Gruppe sie angehören, die albanischen Menschen leben es. Rund sechzig Prozent der fast 3 Millionen starken Bevölkerung in Albanien sind muslimisch, zehn Prozent katholisch sowie sieben Prozent albanisch-orthodox. Weiterhin gibt es rund zwei Prozent Bektashi, einen muslimischen Sufi-Orden.
Interreligiösität und der Austausch zwischen den einzelnen Gruppen scheint überall möglich. Man spürt förmlich diese Offenheit. Das gemeinsame Feiern religiöser Feste, Mischehen, ein soziales fröhliches Mit- und Nebeneinander als Zeichen eines weitgehend harmonischen Zusammenlebens.
Albanien hat viel mehr zu bieten als Religion, aber anscheinend keine Konkurrenz dieser Gruppen. Die Religionsausrichtung scheint Privatsache zu sein. Das Stadtbild wird geziert durch die Minaretten der Moscheen und der katholischen Kirchen (Siehe Bildmaterial – Beide Gotteshäuser stehen unweit voneinander entfernt am Skanderbeg-Platz, mitten im Stadtzentrum von Tirana). Hier lebt die religiöse Vielfalt in der Offenheit und Akzeptanz aller nebeneinander.
Auf meine Frage nach einer atheistischen Auslebung wurde mir geantwortet, dass dies jedoch nicht möglich sei. Das man einer Konfession angehören müsse. Prüfen konnte ich dies nicht, es ist vielmehr eine Einzelmeinung und dennoch wäre es erklärbar durch Albaniens Vergangenheit. Praktizieren durften alle Religionsgemeinschaften erst wieder nach 1992, nachdem 1967 Enver Hoxha (Ehemaliger Ministerpräsident) Albanien zum ersten atheistischen Land der Welt erklärt und alle Religionen und deren Ausübung verboten hatte (https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/soeu-1987-3611-1208/html?lang=de). Diese tiefgreifende Säkularisierung setze schon frühzeitig nach 1945 durch das kommunistischen Regime ein und veränderte die Rolle der Religion in Albanien enorm. (https://www.chwev.de/religioese-toleranz-in-albanien/)
Auch wenn Albanien oft durch schwere Zeiten gehen musste, so war doch religiöse Harmonie und Toleranz eines der stärksten Kennzeichen des albanischen Volkes und ist es bis heute. Doch das religiöse Leben war nie aus Albanien verschwunden, religiöse Überzeugungen sind bei vielen Albanern lebendig geblieben. Und dennoch scheint der soziale Funke, das gemeinsame Miteinander in den Balkan-Gesellschaften eine größere Rolle zu spielen, als einer Radikalisierung, wie sie im Westen als Plattform dient. Von der Verfassung garantiert, ist die Religionsfreiheit per Gesetz gegeben und erkennt alle Religionsgemeinschaften als gleichberechtigt an. Der albanische Staat lebt das von uns gewünschte Ideal – die Trennung von Kirche und Staat. Hier zählt der gegenseitige Respekt zwischen den Gläubigen und der Glaube jedes Einzelnen hat keinen Einfluss auf die Beziehungen zwischen den Menschen. Dieser Zusammenhalt für Werte und Nation ist in meinen Augen ein großes Vorbild für uns Deutsche, aber auch für die weltweiten Konflikte, die unser Dasein beeinflussen.
Natürlich gibt es auch in Albanien Debatten und Kritik zur religiösen Toleranz und zu den Auswirkungen der Religion auf die Gesellschaft. Jedoch praktizieren die meisten Albaner ihre Religion heute gar nicht aktiv. Auch hier sehe ich Parallelen zur deutschen Gesellschaft, deren Anteil der Kirchenzugehörigen von Jahr zu Jahr schrumpft, genau wie die Zahl der aktiv zur Kirche gehenden Menschen. Rekordwerte zeigen Zahlen von knapp 400.000 Austritten aus der Evangelischen Kirche im Jahr 2022, sogar mehr als 500.000 bei der katholischen Kirche im selben Jahr. Laut Spiegelartikel stellen Kirchenmitglieder nur noch eine Minderheit in Deutschland da (https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/kirche-katholisch-oder-evangelisch-nicht-einmal-mehr-die-haelfte-in-deutschland-a-274e0475-fc22-4504-a8ca-963924a40651).
Die Religionsauslebung in Albanien scheint ähnlich wie bei vielen Christen in Deutschland eine private Auslebung zu sein. Anscheinend strebt weder die Mehrheit der Muslime noch der Christen oder anderer Gruppierungen eine Führungsposition ihrer Religion an. Alle sind gleich viel wert, jede Region zelebriert ihre eigenen Feiertage, aber alle haben gemeinsam frei. Zwei Beispiele sind die nationalen Feiertage Nouruz (22.03.24) und der Ostersonntag (31.03.24), die für alle Menschen in Albanien als freie Tage gelten, aber auch Ramadan (Beginn 10.03.24) und das Zuckerfest, welches das Ende der Fastenzeit am 09.04. einläutete, werden groß sichtbar und interreligiös im Lande gefeiert (Franziska Tschinderle, https://surprise.ngo/advent08/).
Kritische Stimmen behaupten, das der neue Laizismus anstelle des Atheismus stark übertrieben werde, „ […] der die Gesellschaft von der Religion fernhalten will.“ (https://www.deutschlandfunk.de/religion-in-albanien-vom-atheismus-zum-islamismus-100.html).
Ich sehe hier jedoch ein gesundes Maß an persönlicher Religiosität, die sich in das soziale Leben der Menschen in Albanien integriert, ohne dogmatisch die Oberhand zu gewinnen und somit den Menschen einen Mehrwert in ihrer Kultur bietet, ohne sie in irgendeiner Weise einzuschränken. In dieser religiösen Auslebung sehe ich das albanische Volk wirklich als Vorbild, da die tief verwurzelte Toleranz nicht in ihren Grundfesten durch dogmatischen Atheismus oder fanatischen Religionskampf erschüttert wurde, sondern einen respektvollen Umgang miteinander befürwortet. Dies sollte all unser Ideal auf der Welt sein, egal welcher Konfession wir uns zugehörig fühlen, egal in welcher Ausrichtung wir leben – ein friedvolles, respektvolles und säkulares Leben und Handeln.
Silvana Uhlrich-Knoll
DFW-Festveranstaltung und Hauptversammlung im Herzen von Mannheim
Wenn auch das Franklin Forum nicht direkt im Zentrum der Stadt Mannheim liegt, hat man doch das Gefühl, im Herzen der Stadt zu verweilen. Große lichtdurchflutete Räume geben uns einen Vorgeschmack auf die herzliche Betreuung des Hauses und die logistische Unterstützung am gesamten Wochenende. Wie wertvoll die Arbeit der Freireligiösen Gemeinde Mannheim auch vor Ort angesehen wird, macht der Bürgermeister der Stadt, Herr Dirk Grunert, sehr deutlich und lobt in seiner thematisch im Stoff und gut vorbereiteten Rede diese ausdrücklich.
Es ist ein nachdrückliches Gefühl, welches die Feierstunde zur 100jährigen Gründung der RAG bei den zahlreichen Teilnehmer*innen hinterlässt und mehr denn je wird deutlich, wie wichtig es ist, das Recht auf Meinungsfreiheit einzufordern und zu leben, genau wie die Vielfalt der Menschheit zu würdigen und zu respektieren.
Eine besondere Würdigung erhielten auch zwei Mitglieder, Svenja Schöttle und Ortrun Lenz, die in diesem Jahr den Vorstand nach kurzer Mandatsphase, aber auch nach sehr langer Tätigkeit im DFW-Präsidium niederlegten. Der Vorstand bedankt sich ausdrücklich bei Ortrun Lenz für ihre enorme Unterstützung in über 18 Jahren Vorstandstätigkeit und ihrer wertgeschätzten ehrenamtlichen Aufgabe für die Öffentlichkeitsarbeit, die Webseite und die Schriftenführung. Bedauerlicherweise gibt es keinen Ersatz von außerhalb für den Vorstand, somit werden die bestehenden Posten von den verbleibenden fünf Vorstandsmitgliedern übernommen.
Trotz der Verkleinerung im Vorstand des DFW bleiben die Ziele einer starken gemeinsamen Arbeit der Mitgliedsverbände das Topthema. Mit einem Impulsreferat zur Frage „Bedarf es einer neuen Aufklärung?“ diskutierten die Delegierten und Teilnehmenden über eine zukünftige Vision, die nicht nur eine Gruppe herausstellt, sondern übergreifend für alle eine zufriedenstellende Lösung bietet. Das DFW-Präsidium möchte sich dieser Aufgabe gern weiterhin widmen und plant für das kommende Jahr mehrere Veranstaltungen als Online-Seminar dazu.
Silvana Uhlrich-Knoll
Vizepräsidentin DFW
Fotos: Gäste im Carl-Scholl-Saal mit Bgm. Dirk Grunert (ganz oben), DFW-Präsidentin Swaantje Schlittgen, Festredner Dr. Volker Mueller (Humanistischer Freidenkerbund Brandenburg) und Gisela Wittemann (Vors. Freireligiöse Gemeinde Mannheim).
Bundesforum für Familie – Einstieg in einen neuen Themenschwerpunkt
Das Ziel, mit dem am 28. Juni online statt gefundenen Impulsworkshop "Empowerment als Leit- und Zielperspektive in der Familienunterstützung" eine begriffliche Grundlage für die Thematik der kommenden zwei Jahre zu schaffen, um als Konzept Familien nachhaltig zu stärken und langfristig Zugänge zu schaffen, wurde gehörig durch den Einstiegsworkshop von Yasmine Chehata durcheinandergewirbelt.
Durch ihren Input zum Thema "Was ist Empowerment?" als Herausgeberin des Sammelbandes „Empowerment und Powersharing“ [2020], machte sie den Teilnehmenden deutlich, wie oft der Begriff Empowerment gegenwärtig in nicht zutreffender Form verwendet wird. Im Bundesforum für Familie sollte die aktuelle Themenperiode die Stärkung von Familien durch empowernde Unterstützungsstrukturen in den Blick nehmen und damit einen Fokus aus Empowerment setzen. Jedoch wird nach Chehata deutlich, dass Empowerment nicht von außen geführt werden kann. So muss der Begriff des Empowerments auch für das Bundesforum neu gedacht werden und eine thematische Neuausrichtung wird die zukünftige Themenperiode maßgeblich beeinflussen. Dabei können die gut formulierten Ideen der Leitfragen des Workshops einen ersten Anknüpfungspunkt geben, um sich dem Thema weiter zu nähern. Fragen wie:
- Was bedeutet Empowerment und warum ist es erstrebenswert?
- Was sind die Potenziale und Widersprüche von Empowerment?
- Welche Gefahren bergen ein Missverstehen bzw. Umdeuten von Empowerment?
stehen hier symbolisch für den weiteren Dialog. Es ist nach diesen neuen Erkenntnissen festzuhalten, dass Empowerment die Ermächtigung und Befähigung ist, etwas selbst zu entwickeln und zu verbessern und kann somit nicht als Methoden- und Kompetenzerwerb zur Planung von Strukturen angesehen werden. Empowerment ist selbstorganisiertes Handeln, politisch selbst organisiert, zeigt eine kollektive Ermächtigung und öffnet bzw. eignet sich von innen Berechtigungsräume an. Somit ist es nicht möglich, Ziele oder Bestandteile vorzugeben, sondern per Selbstdefinition ergibt sich dies durch eigene Erfahrungen und eine daraus resultierende Identifikation der betroffenen Gruppe. Es besteht also eine inneres Begehren, ein Bedürfnis nach Empowerment durch das Ziel der Anerkennung. Dabei ist der Wunsch auf selbstverständliche Teilhabe und der Anerkennung der Individualität korrelierend miteinander. Ein Gefühl der Gemeinsamkeit, des Kollektivs entsteht meist durch Fremdzuweisung von außen, durch Rassismus und Isolierung, durch den Versuch, durch soziale Gerechtigkeit das eigene (Über-)Leben dank Veränderungen zu verbessern. Dabei sind Forderungen nach Umverteilungen der Ressourcen, von sozialen Rechten wichtige Faktoren dieses Prozesses. Aber es kann ein orientiertes Handeln geben, was auf Empowerment aufbaut. Powersharing wäre dieser sogenannte Verknüpfungspunkt, an dem auch das BFF weiterarbeiten könnte.
Für das Bundesforum heißt das, dies in der nächsten Arbeitsphase einzubauen. Empowerment ist für die Selbstinitiierung und als Themenschwerpunkt auszuschließen. Jedoch steht das Powersharing für Verbände und Organisationen als Unterstützung und Plattform zu Verfügung und daraus ergeben sich Notwendigkeiten, neue Handlungsstrategien zu ergründen. Das BFF und die teilnehmenden Verbände, wie auch der DFW, können in vorhandenen Strukturen schauen, wo schon Powersharing angeboten wird und wo es bereits in der Gesellschaft sozialen Raum für Partizipation gibt, wo Empowerment möglich ist. Da das Bundesforum die Komplexität der Verbandstrukturen repräsentiert, kann es auch somit aufzeigen, wie schwierig es ist, eine Richtung zu verfolgen, aber eine Richtung, der er sich zu folgen lohnt.
Silvana Uhlrich-Knoll
Sprecher*innentagung des DFW 2021
Am Freitag, den 12. November 2021 ab 15 Uhr trafen wir uns zur diesjährigen Sprecher*innentagung des Dachverbands Freier Weltanschauungsgemeinschaften (DFW) in der frei-religiösen Gemeinde Offenbach. Insgesamt waren wir neun Teilnehmende aus hauptsächlich freireligiösen Gemeinden, aber auch unitarischen und humanistischen Gemeinschaften.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde besprachen wir das Organisatorische. Wir einigten uns auf eine wechselnde Leitung und Protokollführung sowie eine leicht geänderte Tagesordnung. Die Frage nach den Auswirkungen durch die Corona-Pandemie auf die Arbeit in den verschiedenen Gemeinschaften brachte bereits die erste Idee zu einer überregionalen Zusammenarbeit. Geplant ist nämlich eine gemeinsame Podcast-Reihe. Spontan nahmen wir am Abend an einer Demonstration gegen Rassismus und Antisemitismus teil. Mit Kerzen, einer Regenbogenfahne und einem Redebeitrag von Pascal Schilling, dem Pfarrer der frei-religiösen Gemeinde Offenbach, verliehen wir unserer Bestürzung über die Hakenkreuz-Schmierereien der vorangegangen Nacht Ausdruck. Im Anschluss wärmten wir uns in einem Vietnamesischen Restaurant auf und kamen dann für einen kurzen Austausch nochmals in den Offenbacher Gemeinderäumen zusammen.
Am Samstagmorgen ging es um 9 Uhr mit einem spannenden Vortrag von Frank Schulze, Sprecher der Humanistischen Vereinigung aus Nürnberg, zum Thema Wissenschaftlichkeit weiter. Nach der sich darauf beziehenden Diskussion gab Elke Gensler, Pfarrerin der Freireligiösen Gemeinde Mainz, einen Input zum schwierigen Umgang von Freireligiösen mit dem Nationalsozialismus. Trotz offenkundiger Sympathien aus den eigenen Reihen war versäumt worden, sich zu positionieren beziehungsweise sogar eine Mitschuld an den Gräueltaten dieser Zeit einzugestehen. Eine Aufarbeitung unserer freireligiösen Geschichte aus neutraler Perspektive ist deshalb unverzichtbar. Ute Kränzlein von der Freireligiösen Landesgemeinde Baden stellte eine umfassende Übersicht über freigeistige und freireligiöse Verbände vor. Sie widmete sich nicht nur dem Ursprung und den Umbenennungen, sondern zeigte auch Beziehungen, Ziele und Probleme auf. Ein letzter inhaltlicher Baustein dieses überaus informativen Samstags war die Vorstellung des Themas Suizid und Sterbebegleitung durch Marlene Siegel, die Landessprecherin der Freireligiösen Gemeinde Pfalz. Sie gab uns hilfreiche Handlungsoptionen an die Hand, wie wir mit entsprechenden Anfragen zur umgehen können. Als Abendprogramm stand uns frei, am Schillerplatz das Theaterstück „#dichterliebe“ zu besuchen. Hier brachte uns das Theater 3D Leben und Werk von Heinrich Heine, Clara und Robert Schumann in beeindruckender Weise näher. Im Anschluss ließen sich die Darsteller*innen sogar noch vom Publikum zum Projekt befragen.
Am Sonntag, den 14. November schlossen wir die Sprecher*innentagung mit einer zweistündigen Auseinandersetzung mit Jugendfeiern und Jugendweihen. Dazu schauten wir uns auch in Ausschnitten die aufgezeichnete Jugendfeier des Humanistischen Freidenkerbunds Havelland an. Diese professionelle Videoaufnahme wurde uns dankenswerterweise im Vorhinein von Volker Mueller zur Verfügung gestellt und diente als Anregung für unseren Austausch. Die Idee, zukünftig Jugendfeiern und Jugendweihen beziehungsweise Konfirmationen aller freireligiösen Ortsgemeinden an einem Ort zusammenzulegen soll bei der nächsten Tagung als Thema aufgegriffen werden. Das Hambacher Schloss wurde als mögliche Örtlichkeit ins Auge gefasst und Pascal Schilling erklärte sich bereit, ein Konzept zu erarbeiten. Bevor sich unsere Wege trennten, hielten wir die eventuellen Eckdaten für unser Treffen im nächsten Jahr fest: An einem Wochenende Mitte Oktober 2022 wollen wir in Nürnberg tagen, uns unter anderem mit dem offenen Thema Rassismus auseinandersetzen und eine gemeinsame Feierstunde zum Beispiel unter dem Motto humanistische Perspektiven gestalten.
Alles in allem war es wieder ein ungemein bereicherndes Wochenende mit vielen Impulsen. Nicht zuletzt verdanken wir es Renate Bauer, die vorab alles organisiert hat, und unserem Gastgeber Pascal Schilling, dass es eine runde Sache war.
Svenja Schöttle
Mitarbeiterin im Predigt- und Lehramt der
Freireligiösen Landesgemeinde Baden
Klimaschutz – was können wir ändern?
15. - 17. Oktober 2021
Veranstalter:
Jugend- und Familienbildungswerk Klingberg e.V.
und
Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V.
Verstehen – erleben - verändern war das pädagogische Motto der Seminare in Klingberg.
Wir wollen dies fortsetzen und im Seminar den Umwelt- und Klimaschutz der letzten 50 Jahre beleuchten und das neue Motto:
Wir wollen dies fortsetzen und im Seminar den Umwelt- und Klimaschutz der letzten 50 Jahre beleuchten und das neue Motto:
Verstehen – Erleben – Handeln
im
Seminar vertiefen. Denn obwohl schon große Veränderungen angestoßen
wurden, fordern die Klimawissenschaftler als auch die
Fridays-for-Future-Bewegung mehr Anstrengungen im Klimaschutz.
Nach dem Motto: Viele kleine Menschen, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.
Wir wollen uns auf den Weg machen. Wer kann welche Schritte tun, um das Gleichgewicht der Erde zu erhalten.
Technologien sind vorhanden, aber scheinbar gibt es noch Hürden und Hemmnisse, die uns davon abhalten, Maßnahmen zu ergreifen, die dem Klimaschutz dienen. Oder zumindest Handlungsweisen zu verändern, die dem Klimaschutz entgegenlaufen.
Angesichts der großen Aufgabe scheint der Beitrag des Einzelnen zu gering, um Klimaschutz umzusetzen. Doch getreu dem Motto:
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünscht für diese Welt. (M. Ghandi)
Diese unterschiedlichen Aspekte wollen wir anwendungsnah und verständlich beleuchten. Wir freuen uns, mit Euch zu diskutieren und gemeinsam konkrete Handlungen abzuleiten.
Nach dem Motto: Viele kleine Menschen, an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.
Wir wollen uns auf den Weg machen. Wer kann welche Schritte tun, um das Gleichgewicht der Erde zu erhalten.
Technologien sind vorhanden, aber scheinbar gibt es noch Hürden und Hemmnisse, die uns davon abhalten, Maßnahmen zu ergreifen, die dem Klimaschutz dienen. Oder zumindest Handlungsweisen zu verändern, die dem Klimaschutz entgegenlaufen.
Angesichts der großen Aufgabe scheint der Beitrag des Einzelnen zu gering, um Klimaschutz umzusetzen. Doch getreu dem Motto:
Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünscht für diese Welt. (M. Ghandi)
Diese unterschiedlichen Aspekte wollen wir anwendungsnah und verständlich beleuchten. Wir freuen uns, mit Euch zu diskutieren und gemeinsam konkrete Handlungen abzuleiten.
Dr.-Ing. Ute Urban
Gute Nachrichten aus Uganda
Vor einigen Monaten berichtete ich, dass die Humanistischen Schulen Ugandas die Möglichkeit bekamen, weitere Schulen zu übernehmen und zwar lokale Grundschulen. Inzwischen informierte der Schulleiter der Isaak Newton High School über die Fortschritte, die es bei ihnen gibt.
Die lokalen Grundschule in Kateera wurde im Mai gekauft und inzwischen renoviert. Außerdem wird ein Kindergarten angebaut für die drei- bis fünfjährigen Kinder, der ab September zu Schulbeginn geöffnet werden soll. Die ehemalige Schülerin der Isaak Newton High School Juliet Nakyanzi wird dann die Leitung des Kindergartens übernehmen.
In Uganda besuchen die Schüler*innen die Grundschule für sieben Klassen ab dem sechsten Lebensjahr. Ein davor angebotener Kindergarten unterstützt nicht nur die Kleinen selbst, sondern auch ihre Eltern, von denen viele zu beiden Teilen arbeiten müssen oder auch alleinerziehend sind.
Peter Kisirinya, der Direktor der INHS, berichtete, wie froh die lokale Gemeinde über diese Übernahme ist, denn damit wird eine inklusive Bildung (über Religionsgrenzen hinweg) für alle Schüler*innen möglich.
Auch die zweite Grundschule, bei der Mustard Seed High School in Busota, konnte gekauft werden.
Die Unterstützung der Humanistischen Schulen in Uganda ist deswegen besonders wichtig, weil sie alle in ländlichen Regionen liegen, in denen gute Schulen und gute Bildung keineswegs selbstverständlich sind. Mit ihnen kommt Hoffnung in diese Gegenden, in denen die Menschen meist von Subsistenzlandwirtschaft leben und Kinder schon früh mitarbeiten müssen. Inzwischen zeigen die Berichte von Schüler*innen und der Direktoren, dass Absolvent*innen der Schulen gut und sogar überdurchschnittlich gut bezogen auf Distrikt und nationalem Level abschneiden und Zugang zu Universitäten und Colleges finden.
Einige ehemalige Schüler*innen kehren inzwischen als Lehrkräfte an die Schulen zurück oder auch in ihre lokalen Gemeinden, um dort ihre weiteren Ausbildung praktisch umzusetzen. Einen wesentlichen Beitrag dazu liefern die Stipendien, die die Stiftung Uganda Humanist School Trust für den Schulbesuch bereitstellt.
300 Engl Pfund pro Jahr für vier bzw. sechs Jahre pro Schüler*in machen einen großen Unterschied gerade für die ärmeren Familien. Helfen Sie mit.
Renate Bauer
Trauer um Klaus F. Stolle
Der Dachverband freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V. trauert um seinen ehemaligen Präsidenten Klaus F. Stolle, der am 01.06.2021 in Pinneberg verstorben ist. Klaus Stolle war aus einer freigläubigen Gemeinschaft Weser-Ems kommend Anfang der siebziger Jahre bei den Unitariern (Religionsgemeinschaft freien Glaubens e.V.) Mitglied geworden. Beruflich als Geschäftsführer einer großen Reifenhandelskette tätig, wurde Klaus Stolle seit seinem Eintritt in verschiedenen Ämtern bei den Unitariern aktiv. Bereits Anfang der achtziger Jahre war er als Mitglied des Hamburger Landesvorstandes der Kontaktmann zu befreundeten Organisationen.
Auch betreute er mit seiner Frau die Geschäftsstelle der Eekboom-Gesellschaft, deren Geschäftsführer und späterer Vorsitzender er wurde. Gleichzeitig übernahm er bereits 1985 das Amt des Schatzmeisters im Dachverband freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V., der damals noch Deutscher Volksbund für Geistesfreiheit hieß. Helga Lewandowsky nachfolgend wurde er 1996 zum Präsidenten des Dachverbandes freier Weltanschauungsgemeinschaften gewählt und führte dieses Amt bis 1999 engagiert aus.
Klaus Stolle zeichnete sich nicht nur in seinem ehrenamtlichen Engagement durch eine persönliche Klarheit und Verlässlichkeit aus. Die Ziele des Dachverbandes Freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V, die Geistesfreiheit, die Freiheit der Weltanschauung, des Glaubens, des Gewissens und der Religion zu wahren und zu unterstützen, lebte er aktiv vor. Klaus Stolle suchte immer den liberalen Ausgleich zwischen der Tradition und dem Aufbruch zu Neuem. Trotz unterschiedlicher Meinungen in Einzelfragen war es ihm wichtig, gemeinsam für die gleichen Ziele zu arbeiten. Die Geradlinigkeit seiner Haltung wirkte manchmal streng, jedoch tat das seinem unermüdlichen Einsatz, auch in zahlreichen weiteren Ehrenämtern, keinen Abbruch. Als Mensch war er allen Beteiligten freundschaftlich verbunden.
Unser Dank für seine langjährige Tätigkeit und unsere Anteilnahme gilt seiner Familie, die der Zeit geschuldet in kleiner Runde unitarisch Abschied nehmen wird.
Swaantje Schlittgen
Präsidentin
Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V.
Klimaschutz ist Gemeinwohlschutz
Gedanken zum DFW-Seminar in Klingberg 04.-06.10.2019
Skepsis sehe ich in den Gesichtern meiner gegenüber sitzenden TeilnehmerInnen. Nicht am Thema, sondern an der eigenen Überzeugungskraft, das Wissen, was man hat, weiter zu vermitteln, zu überzeugen mit Fakten, sich den kritischen Stimmen entgegen zu stellen und dies ohne pädagogischen Zeigefinger. Klimaschutz klingelt uns in den Ohren, die ersten verdrehen gelangweilt im Bekanntenkreis die Augen nach dem Motto nicht schon wieder, aber sind auch die ersten, die zu Starbucks rennen und ihren Coffee to go nicht verpassen dürfen.
Nachhaltigkeit hallt lange nach?
Nicht unbedingt stimmlich, aber in mir. Denn, wenn mich ein Thema überzeugt hat, überträgt es sich in meinen Alltag und zeigt somit Langzeitwirkung. Denken wir zurück, wie Stück um Stück die Mülltrennung eingeführt wurde. Die Mülltrennung ist aus unserem häuslichen Alltag nicht mehr wegzudenken, seitdem es Plastik-, Papier- und auch Biotonnen gibt. In den öffentlichen Bereichen ist die Vorbildwirkung jedoch erst jetzt auf dem Vormarsch. Vorreiter sind die Mülltrennungskörbe an größeren Bus- und Bahnhöfen, nachschreitend Schulen, Kitas und andere Institutionen, wo im Miteinander gelernt wird.
Vielleicht ist es nun Zeit im Miteinander auf der Straße zu lernen, Wege innovativ vorzugeben, wo die Gesellschaft noch zu verankert in alten Gewohnheiten ist und Veränderungen nur schwerfällig ertragen werden.
Fridays-for-Future-Anhänger und nahezu 97 % der Klimawissenschaftler mahnen lautstark eine Sache an, die nicht neu ist, sondern schon seit den 80ern für Aufschreie sorgt. Nur diese wurde immer wieder überhört. Das sollte uns sehr zu denken geben, wenn wir jetzt immer noch zu hören bekommen, dass der Klimawandel gar nicht existiert.
Der >eine< Coffee to go wird die Umwelt nicht zum Umkippen bringen, denkst du, aber die Dosis macht’s. Ein Beispiel dazu: Die Stromrechnung unseres Haushalts war anfänglich enorm hoch, da wir schlecht einstellbare Zähler hatten, veraltete Geräte nutzten, im Standby-Modus agierten und als fünfköpfige Familie hoch im Verbrauch eingestuft wurden. Schritt für Schritt haben wir unser Verhalten überprüft, weil die Mehrausgaben uns finanziell betroffen haben. Es musste also eine Lösung her. Mit neuen elektronischen Geräten, nachdem die alten nicht mehr wollten, mit neuen Zählern mit exakter Temperatureingabe für die Heizung, mit Steckerleiste und Schalter im Gegensatz zum Standby hat sich durch die Kontrolle unser Stromverbrauch finanziell fast halbiert und ist für die Klimabilanz aus heutiger Sicht ein weiterer Erfolg.
Fazit ist, es muss uns erst schmerzen, bevor wir beginnen, etwas an unserem Verhalten zu ändern. Unsere eigene Wohlfühlcouch und -ecke zu verlassen, dazu bedarf es einer persönlichen Erkenntnis. Aufklärung und Erlasse reichen dabei leider nicht aus.
Die CO2-Bepreisung ist ein guter Schritt in die richtige Richtung, aber hinterlässt z.B. mit ca. 3 Cent mehr pro Liter Autobenzin keine schmerzende Wunde im Portemonnaie. Gerade, wenn man bedenkt, dass nach Meinung von Experten der Preis bei 180 € pro Tonne liegen müsste, um eine Lenkungswirkung zu erzielen, und nicht bei 30 € oder weniger.
Wo sind die festgesetzten konkreten Klimaschutzziele innerhalb eines klar eingegrenzten Zeitraumes, um Anreize beispielsweise für Pendler zu geben, auf den ÖPNV umzusteigen?
Dabei geht es nicht um faulen Ablasshandel mit CO2, um sich finanziell freizukaufen, sondern um die Einhaltung von Artikel 20a GG, in dem sich der Staat Deutschland gegenüber allen Bürgern dem Klimaschutz verpflichtet hat.
Bei unserem Seminar wurden folgende Forderungen als wichtig erachtet:
• sozialer Ausgleich für den CO2-Preis durch eine Klimadividende
• Beachtung von Umweltsozialstandards bei Importen
• Einklagbarkeit bei Nichteinhaltung der Klimaziele
• Beibehaltung des Verursacherprinzips
• Korrektur der Berechnung des Bruttoinlandproduktes durch Erweiterung der Nachhaltigkeitsindikatoren
• Menschenrecht auf Wasser
• Für die Bildung – Handlungsmöglichkeiten der Verbraucher
Auch in einer Organisation wie dem Dachverband freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V. müssen wir uns die Frage stellen, was wir von unserer Seite aus tun können? Schon Michael Jackson sang vom „Mann im Spiegel“, bei dem der Wandel beginnt. So ist es auch an uns, das eigene Verhalten zu hinterfragen und zu verändern. Das beginnt bei unseren Treffen, die das Präsidium nun verstärkt als Telefonkonferenzen und seltener als persönliche Gesprächsrunden durchführen wird, und führt zu weiteren Projekten zum Thema, um Erneuerungen immer wieder aufzuzeigen. Darüber hinaus bietet der DFW Informationen auf seiner Website. Wir freuen uns, wenn wir uns dabei begegnen.
Silvana Uhlrich-Knoll
Vizepräsidentin DFW
Werte fallen nicht vom Himmel, noch weniger gibt es ein/-en Verfall(-sdatum)
Humanisten für Menschenrechte und Toleranz – Deutscher Humanistentag 2019 in Hamburg
Still wird es gerade in den Gängen des Hauses der Patriotischen Gesellschaft von 1765. Stille nach aufgeregten, spannungsgeladenen und nachdenklichen Momenten, die heute hier auf dem Programm des Humanistentages 2019 standen. Aber es ist eine erfrischende Stille. Stille der lauten Gedanken, die Stille bevor jemand das Wort an jemand anderes auf dem Flur richtet, Stille vor dem konstruktiven Aufbruch zu neuen Aktionen, neuen Schritten, neuen Ansätzen. Alles wird hier heute und während der Tages des Deutschen Humanistentages geschmiedet.
Das Viertageprogramm, vielfältig, fachspezifisch und anregend gestaltet, bietet für Menschen mit Fragen zum humanistischen Weltbild, zu Menschenrechten, zur Wertedebatte, Jugendfeierregelung bis hin zur säkularen Flüchtlingshilfe und Sterbehilfe ein breites Spektrum an interessanten Podiumsdiskussionen, Erfahrungsberichten und Vorträgen wie auch persönlichen Schicksalen.
Im Rahmen des Humanistentages führte die Humanistische Akademie Deutschland ihre Fachtagung „Werte fallen nicht vom Himmel“ durch. Mit Einladung der Akademie bot sich mir die Chance, als Vertretung des DFW, über unseren Standpunkt zum Werteunterricht zu debattieren, über die LER-Ausbildung in Brandenburg an der Universität in Potsdam mit Christina Gruhne zu sprechen, mit dem HVD Berlin und dem Fachverband Werte und Normen aus Niedersachsen über eigene Standpunkte, aktuelle Geschehnisse und Umsetzungen zu diskutieren, Erfahrungen aus eigener LER-Schülererfahrung in der 7. Klasse einzubringen und die Relevanz des gemeinsamen Ethikunterrichts immer wieder in den Vordergrund zu rücken.
DFW-Infostand auf dem Humanistentag in Hamburg
Beim kontroversen Podium zum Thema Religionsunterricht in Hamburg wurde dieser Zuspruch auch immer lauter, da dort vermittelte Positionen sogar als diskriminierend und entmündigend empfunden wurden. Auch wenn sich die Befürworter des Religionsunterrichts ausdrücklich offen gegen eine Missionierung äußerten, sieht die erlebte Praxis von mehreren Teilnehmern doch leider komplett anders aus. Es wird ein Mangel an Information zur Abmeldemöglichkeit formuliert (Zitat Schulleiter zu einem Vater nach der Abmeldung seines Kindes vom Religionsunterricht: "Aber reden Sie nicht mit anderen darüber!“), es gibt kein Mitspracherecht der Konfessionslosen bei der Lehrplangestaltung, es besteht breiter Konsens, dass die Lehrbezüge nur für gläubige Menschen stehen und facto Lehrkräfte ohne Vocatio keine Lehrbefähigung bekommen. Aufklärerische Aspekte oder philosophische Grundlagen werden dabei ausgeschlossen. Alternativen zum Religionsunterricht werden nicht als relevant angesehen und mit einem lapidaren „Es funktioniert doch“ auch von der Politik und der Schulebene nicht weiter verfolgt.
Kritik wurde auch an der Einseitigkeit der Debatte bezüglich Werte-und-Normen- und Ethikunterricht genommen, da Kinder sich vielmehr von universellen Dingen wie Natur und Kosmologie angesprochen fühlen würden, jedoch eine Einbindung der Evolutionstheorie als Bestandteil als nicht relevant genug wahrgenommen wird. Eine gemeinsame Diskussion darüber regte an, den Sachunterricht der ersten vier Schuljahre weiter auszubauen, um Themen wie diesem mehr Raum zu geben. Somit könnte man eventuell diese Wissenslücke bzw. die Lücke der Diskussionsmöglichkeit schließen, da es dazu weder eines neuen ordentlichen Schulfachs bedarf noch eines außerschulischen Angebots der einzelnen Religionen und Weltanschauungen.
Außerordentlich hat mich das Thema säkulare Flüchtlingshilfe gepackt. Dies ist ein Thema, welches den DFW schon länger beschäftigt, wozu es im Juni 2018 eine Berliner Veranstaltung zu geflüchteten Humanisten in Deutschland gab und der DFW auch in seiner Schriftenreihe ein Heft (Nr. 30 "Humanismus unter Verfolgung - Bedrohte Humanisten") herausgebracht hat. Nun gibt es weitere vereinzelte Schicksale, die in Deutschland Leid erfahren haben, obwohl sie dachten, durch ihre Flucht diesem Leid zu entfliehen. Die Säkulare Flüchtlingshilfe ist ein Zusammenschluss aus mehreren Verbänden und engagiert sich auf Länderebene um politisch bessere Wahrnehmung, um öffentliche Präsentation in den Medien und ein erhöhtes Sensibilisieren innerhalb der deutschen Behörden. Apostasie ist bis dato kein anerkannter Grund für Asyl. Besonders atheistische Frauen leiden darunter enorm, da sie durch andere Kleidung auffallen, bei Ritualen und Gebeten fehlen und die Stellung der Frau in ihrem Herkunftsland meist weit von unserem Gleichstellungsansatz der Geschlechter entfernt ist. Zu begrüßen sind die spontanen Aufrufe in Hamburg, um auch hier eine säkulare Flüchtlingshilfe ins Leben zu rufen. Was bleibt, ist die Hoffnung, das die Aufregung in uns, über das gerade Erlebte, Gehörte nicht wieder verhallt und allmählich zur Stille wird. Das die Aktionen, Stellungsnahmen, Initiativen aus diesem zusammengetragenen Wissen mehr sind, als nur eine Momentaufnahme. Hoffen wir, dass die Stille laut bleibt.
Silvana Uhlrich-Knoll
Der DFW trauert um Horst Prem
Der Dachverband freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V. trauert um seinen langjährigen Vizepräsidenten Horst Prem, der am 23.07.2019 plötzlich und unerwartet verstorben ist. Horst Prem war mehr als ein Jahrzehnt von 1977 bis 1991 Präsident der Unitarier Religionsgemeinschaft freien Glaubens e.V. und war während seiner Präsidentschaft als Präsident der Unitarier, insbesondere auch persönlich in seiner Tätigkeit als Ingenieur in der Luft-und Raumfahrtindustrie, den harten Angriffen der Antifa ausgesetzt. Diesen Angriffen zum Trotz war ihm inhaltlich insbesondere die demokratische Verfassung der Unitarier wichtig, die bei Auseinandersetzungen auf die Diskussion als Mittel der demokratischen Mehrheitsbildung setzen. Die Grundgedanken der Unitarier zeigen diesen Prozess besonders deutlich, wenngleich die zuletzt beschlossenen Änderungen Horst Prem nicht weitreichend genug erschienen. Er war ein leidenschaftlicher Verfechter der auf Thomas Paine zurück gehenden Menschenrechte (dazu z.B. in DFW-Heft 29 „Menschenrechte 1789 – UNO 1948 – ein Vergleich“) und forderte bereits in den Achtzigerjahren, den Umweltschutz als Staatsziel in das Grundgesetz aufzunehmen.
(Foto: Evelin Frerk, who-is-hu.de)
Für Horst Prem war Umweltschutz schon lange Klimaschutz und Menschenrecht zugleich. Er wartete nicht auf Freitage, um die Zukunft zu sichern. Er handelte danach und rüstete sein Haus vor über 30 Jahren auf Solarenergie um, wo zuletzt sein E-Auto den selbstproduzierten Strom in der Garage lud. Als Vizepräsident des Dachverbandes freier Weltanschauungsgemeinschaften von 1999–2012 setzte er sich für die Entwicklung europäischer Strukturen (dazu z.B. in DFW-Heft 24 „Europas Beitrag zu Nichtdiskriminierung und Toleranz“) und die Geltung der Menschenrechte durch die Organisation thematisch geprägter Seminare und als Mitherausgeber der Schriftenreihe des DFW zielstrebig und engagiert ein. Aus seinem Verständnis der Menschenrechte heraus trat er für Verständigung und Toleranz aller Menschen untereinander weltweit ein (dazu in DFW-Heft 26 „Wachstumsdogma contra friedliche Entwicklung“), was insbesondere auch einen sparsamen gemeinsamen Umgang mit beschränkten Ressourcen beinhaltete (dazu auch in DFW-Heft 25 „Humane Sozialethik – Auftrag für freigeistige Verbände“).
Dieses Engagement leitete Horst Prem auch in seiner Arbeit als Mitbegründer und zwischenzeitlicher Vorsitzender des Jugend- und Familienbildungswerkes Klingberg e.V. Nach seiner Überzeugung ist Klimaschutz heute der wesentliche Baustein für Friedens- und Gesundheitspolitik und sollte den Integrationskern der EU ausmachen. Das von Horst Prem für den 04-06.10.2019 gemeinsam mit der früheren DFW-Präsidentin Renate Bauer konzipierte Seminar in Klingberg trägt den Titel „Klimaschutz – Natur verstehen, achten, lieben“. Auch wenn Horst Prem seinen Vortrag „Klimaschutz ist Friedenspolitik und Migrationsprävention zugleich“ nun nicht mehr halten kann, wird dieser Gedanke eine zentrale Leitlinie unserer Gegenwart sein- nicht nur freitags.
Der Dachverband freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V. ist dem gradlinigen, zielstrebigen Engagement von Horst Prem in Dankbarkeit dauerhaft verbunden.
Swaantje Schlittgen
Präsidentin
Dachverband freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V.
Dem Freund Horst zum Gedenken und Dank
Ich bin nicht tot, ich wechsle nur die Räume.
Ich bin in euch und geh durch eure Träume.
Michelangelo (1475-1564)
„Eigenes Auto, eigenes Haus, eigene Meinung“ galt als die Steigerung der Freiheit in der DDR.
Horst ging es um die Steigerung von Verantwortung. Die sah für ihn so aus: Eigene Meinung auf der Basis solider Informationen, ein ökologisch saniertes Tagungshaus, eigenes Elektroauto, eigenes Windrad. Er vertrat nicht nur die Theorie, dass die Verbindung von Ökologie und Ökonomie der neue Integrationskern für Europa sein sollte. Er und seine Familie lebten beispielhaft vor, wie das in der Praxis aussehen könnte.
Diese Einheit von Wissen und Handeln habe ich an ihm geschätzt. Der Philosoph der Aufklärung Kant war überzeugt, dass dem klaren Wissen automatisch das richtige Handeln folgt, so wie dem Blitz der Donner. Wie wir bei der ausstehenden ökologischen Wende sehen, stimmt das leider nicht immer. Horst zählte zu den rühmlichen Ausnahmen, bei denen das zutraf.
Ich persönlich fühlte mich mit Horst besonders durch seine Tagungen in Klingberg verbunden mit Themen wie z.B. „Menschenrechte statt Extremismus“ und „Gleichgültigkeit in Lebensfragen überwinden“ oder „integrativer Werteunterricht als europäische Aufgabe“. Horst engagierte sich für das Fach LER in Brandenburg und den „Ethikunterricht für alle“ in Berlin. So bot er mir wiederholt die Möglichkeit, über diese integrativen Wertefächer zu informieren und zu diskutieren. Horst war auch politisch aktiv. So ist es u.a. seinem Engagement zu verdanken, dass die bayrischen Grünen die Forderung nach einem integrativen Fach „Ethik für alle“ in ihr Wahlprogramm aufgenommen haben.
Meine letzte Zusammenarbeit mit meinem Freund Horst war auf dem Europäischen Unitariertag 2019 in Berlin. Im großen Saal zwischen vielen Kleingruppen saßen Antje Paul, er und ich zusammen und formulierten, was uns zum Tagungsthema Vielfalt wichtig ist:
„Absolutheitsansprüche abschaffen, friedliches Zusammenleben, friedliche Koexistenz, nicht die Verantwortung Gott zuschieben.
Ich respektiere Unterschiede, solange sie nicht Selbstbestimmung und Menschenrechte von mir und anderen infrage stellen oder praktisch missachten.“
Nun, da wir uns von ihm verabschieden müssen, klingen diese Sätze wie sein Lebensmotto – und Vermächtnis an uns.
Verwandte erwirbt man durch Geburt, Freunde durch gemeinsame Ideen und Erfahrungen.
Peter Kriesel
Der DFW hat gewählt: Swaantje Schlittgen ist die neue Präsidentin
Seit seiner Hauptversammlung am 10.11.2018 in Mannheim hat der Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V. eine neue Präsidentin. Swaantje Schlittgen (li.), bisher Vize-Präsidentin, wurde einstimmig zur Präsidentin gewählt. Renate Bauer (re.) (Freireligiöse Landesgemeinde Pfalz) war nach acht Jahren als DFW-Präsidentin zurückgetreten. Die Delegierten der Hauptversammlung bedankten sich bei ihr für ihre langjährige, erfolgreiche Arbeit für den Dachverband. Als Vize-Präsidentin wählte die Versammlung Silvana Uhlrich-Knoll (Humanistischer Freidenkerbund Brandenburg), die bisher als Beirat das Ressort Familie, Jugend und Bildung betreut hatte. Weitere Wahlen fanden diesmal nicht statt, alle weiteren Präsidiumsmitglieder sind noch bis 2020 im Amt.
Swaantje Schlittgen (Unitarier Religionsgemeinschaft freien Glaubens) wird die bewährte Arbeit ihrer Vorgängerin fortsetzen, aber auch neue Impulse für den Dachverband setzen. Sie engagiert sich u.a. schon seit Längerem auch für die Zusammenarbeit mit anderen freigeistigen Verbänden im KORSO (Koordinierungsrat Säkularer Organisationen).
Ortrun Lenz
Die Internationale Humanistische und Ethische Union (IHEU) legt den „2018 Freedom of Thought Report“ vor
Zum ersten Mal wurde eine Liste publiziert, die die besten und die schlechtesten Länder der Welt anzeigt, um dort als Atheist zu leben. Der Bericht wurde veröffentlicht von der weltgrößten Organisation für Nicht-Religiöse, die Internationale Humanistische und Ethische Union (IHEU).
Die IHEU unterstützt auch Humanisten, die dem Risiko der Verfolgung ausgesetzt sind, und hat erneut einen Spendenaufruf gestartet, um ihre wichtige Arbeit fortsetzen zu können.
In diesem Jahr hat die IHEU ihren 7. jährlichen „Freedom of Thought Report“ (Bericht über Religions- und Weltanschauungsfreiheit) vorgelegt, und zwar während der Hauptversammlung der Vereinten Nationen in New York City. Zum ersten Mal enthält der Bericht ein Ranking jedes Landes der Welt, gemäß seinem jeweiligen Grad an Diskriminierung von Atheisten, Humanisten oder Nicht-Religiösen.
Gleichzeitig verbreitet die Organisation einen Aufruf an Atheisten und Humanisten in wohlhabenderen Nationen der Welt, um ihre Arbeit finanziell zu unterstützen. In einem Kommentar zur Veröffentlichung des Reports von 2018 sagte Andrew Copson, Präsident der IHEU:
„Das ist einzigartig in der Welt. Zum ersten Mal wird unser Bericht glaubwürdig und akkurat die Diskriminierung belegen, der Leute überall auf der Welt ausgesetzt sind, nur aufgrund ihres nicht-religiösen Glaubens. Dieser Bericht zeichnet ein dunkles Bild mit bezeichnenden Diskriminierungen, die unseren nicht-religiösen Freunden und Kollegen überall auf der Welt entgegenschlägt.
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Veranstaltung in Stuttgart war ein voller Erfolg:
Globale Krise, Menschheits-Ethik und Um-Weltbürgertum
Bei der Veranstaltung im Stuttgarter Hospitalhof zum 70. Jahrestag des Beginns der Weltbürger-Bewegung hielt Prof. Dr. E. U. v. Weizsäcker einen hervorragenden Vortrag zur "Globalen Krise, Menschheits-Ethik und Um-Weltbürgertum". Der Vortrag wurde aufgezeichnet und wird Anfang nächsten Jahres verfügbar sein. Wir werden berichten. Prof. v. Weizsäcker hat das Vorwort zum gerade auf Deutsch erschienenen Buch "Heimatland: Erde - Die Odyssee des Weltbürgers Nr. 1" von Garry S. Davis geschrieben.
Außerdem hielt Herausgeber und Co-Autor Stephan Mögle-Stadel eine Rede, die bereits jetzt als pdf heruntergeladen werden kann. Die Stuttgarter Rede stellt eine unmittelbare Erwiderung auf die unsäglich dumme und entlarvende Aussage von Herrn Gauland in seiner Frankurter Rede („Wir haben kein Interesse daran, Menschheit zu werden! Wir wollen Deutsche bleiben!“) dar.
Rund 70 Gäste konnten sich davon überzeugen, dass es auch und gerade heute vernünftige Sichtweisen auf die Probleme der Welt geben kann und muss.
Ortrun Lenz
70 Jahre Menschenrechte
"Heimatland: Erde Die Odyssee des Weltbürgers Nr. 1" – Die Garry Davis Weltbürger-Story auf Deutsch
305 Seiten, mit Fotos | Angelika Lenz Verlag | Neu Isenburg
ISBN 978-3-943624-44-1
Vorwort von Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker
Co-Präsident des Club of Rome
Rezensions-Exemplare via info@lenz-verlag.de...
ISBN 978-3-943624-44-1
Vorwort von Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker
Co-Präsident des Club of Rome
Rezensions-Exemplare via info@lenz-verlag.de...
Die Geschichte des Mannes, der 1948 die Erklärung der Menschenrechte in Paris erkämpfte
Die Unterzeichnung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (AEMR) am 10. Dezember 1948 in Paris war kein Geschenk der Regierungen. Am 19. November 1948 besetzte die damalige Weltbürger-Bewegung die UNO-Generalversammlung und hunderte von Weltbürgern blockierten die Eingänge des Palais de Chaillot. Eine Bewegung, wie aus dem Nichts der Vernichtungskriege des National(sozial)ismus aufgestanden, landete auf den Titelseiten von LE MONDE, NEW YORK TIMES und SPIEGEL.
Der ehemalige US-Bomberpilot Garry Sol Davis hatte in Paris seine US-amerikanische Staatsangehörigkeit zurückgegeben und kampierte als staatenloser Asylsucher und „Weltbürger Nr. 1“ auf dem exterritorialen Gelände der UNO. Diese Aktion machte Schlagzeilen. Unterstützt von Albert Einstein, Pandit Nehru und Albert Schweizer stürmten die Kosmopoliten, darunter Albert Camus, Abbe Pierre und André Breton, das inter-nationale UN-Forum...
Link: Entstehungsgeschichte Weltbürgerbewegung von 1948
Der ehemalige US-Bomberpilot Garry Sol Davis hatte in Paris seine US-amerikanische Staatsangehörigkeit zurückgegeben und kampierte als staatenloser Asylsucher und „Weltbürger Nr. 1“ auf dem exterritorialen Gelände der UNO. Diese Aktion machte Schlagzeilen. Unterstützt von Albert Einstein, Pandit Nehru und Albert Schweizer stürmten die Kosmopoliten, darunter Albert Camus, Abbe Pierre und André Breton, das inter-nationale UN-Forum...
Link: Entstehungsgeschichte Weltbürgerbewegung von 1948
Jeweils über 100.000 Franzosen und Deutsche ließen sich bei der Weltbürgerzentrale in Paris damals als WeltbürgerInnen registrieren. In Deutschland gründete sich eine Weltbürger-Partei, welche in einer Kreistagswahl schon damals mehr Stimmen als die SPD erhielt. Bei seinen Reisen in die Zonen des besetzten Deutschlands erfand Garry in Hannover das Weltbürger-Geld. Er meinte, Deutschland sei prädestiniert für die Weiterentwicklung des Kosmopolitismus.
Zuletzt sahen sich dann die nationalen Regierungen gezwungen am 10.12.1948 doch noch die von Eleanor Roosevelt ausgearbeitete AEMR zu unterzeichnen. Derweilen deklarierte Garry Sol Davis eine alternative Weltbürgerselbstregierung und ging mit einem Weltbürgerpass auf eine Reise durch die internationale Staatenwelt. Sieben Regierungen erkannten den Pass als Identitätsausweis an. Indiens Staatschef Nehru empfing Garry in Delhi. Die meisten nationalen Regierungen jedoch sperrten Davis wegen „Grenzüberschreitung ohne gültige, nationalstaatliche Ausweispapiere“ ein. Zu den Inhabern eines Weltbürgerpasses gehörten u.a. Sir Peter Ustinov, Vaclav Havel, Yehudi Menuhin, Thor Heyerdahl, sowie mittlerweile Edward Snowden und Julian Assange.
Heute reisen etliche der Kriegs- und Hungerflüchtlinge aus Afrika mit einem maschinenlesbaren Weltbürgerpass Richtung Europa, den sie von der WSA-Weltbürgerorganisation zumeist kostenfrei erhalten, um sich aus Katastrophengebieten zu retten.
Dies hier ist die Geschichte des Staatenlosen Weltbürgers Nr. 1, Garry Sol Davis, der diesen Menschen voranging. Wären die weltpolitischen Reformen der Weltbürgerbewegung realisiert worden, dann gäbe es heute eine gerechtere Weltordnung und keine Flüchtlingsmassenströme. Im Zeitalter der Globalen (Klima-) Krise und der falschen Antwort des wiederkehrenden Nationalismus & Rechtspopulismus, bietet dieses Buch einen alternativen Ansatz, mit den Überlebensproblemen der Einen Welt umzugehen.
Herausgeber und Co-Autor ist der Journalist Stephan Mögle-Stadel, Vorstandsmitglied der World Citizen Foundation NYC, welcher 1989 den deutschen Kriegsdienst mit einer kosmopolitischen und ökologischen Begründung, und einer kleinen Psychoanalyse des Militarismus, verweigerte. 1991 / 92 leistete er seinen übernationalen Zivildienst (Ersatzdienst) im Rahmen der UNO in New York City ab und arbeitete für UN-Generalsekretär Boutros-Ghali an der Herausgabe von dessen Reden und Aufsätzen. 1995 avisierte er in einem Schreiben an Bundespräsident Roman Herzog die Rückgabe seiner deutschen Staatsangehörigkeit. Der Brief ist abgedruckt in seinem Buch „Die Unteilbarkeit der Erde – Eine Antwort an den Club of Rome“ (1996). Roman Herzog entnahm dem Werk einige Gedanken und Formulierungen für seine Weltstaats-Rede Januar 1999 beim Weltwirtschaftsforum in Davos.
Stephan Mögle-Stadel versteht sich als freier Humanist mit Sympathien für Chan-Buddhismus, Advaita-Vedanta (Yoga) und Daoismus. Als gelernter Journalist und Geschichtslehrer (gymnasiale Oberstufe) arbeitete er zeitweilig als investigativer Publizist. Er schrieb in den 90er Jahren u.a. für Hamburger Rundschau, Hamburger Abendblatt und Frankfurter Rundschau. In seinem Buch (mittlerweile 9. Auflage) „Dag Hammarskjöld – Vision einer Menschheitsethik“ enthüllte er u.a.
die Namen der an dem Mordkomplott 1961 gegen diesen UNO-Generalsekretär beteiligten Politiker und Multinationalen Bergbaufirmen (mit damals Geschäftssitz in Brüssel und Hausbank in London).
In einem anderen Buch: „Menschheit an der Schwelle Globalisierungskrise und Weltwirtschaftsdiktatur“ verfolgte er u.a. die Spuren des Attentats auf Alfred Herrhausen bis in die internationale Weltwirtschaftspolitik hinein. Er beschreibt dort Zusammenhänge des inter-nationalen Wirtschafts- und Handelskrieges und wie diese sich auf die Umwelt- und Selbstzerstörungstendenzen unserer Spezies auswirken. Er war auch Herausgeber der Aufsatz-Sammlung des UNO-Generalsekretärs Kofi Annan unter dem Titel „UNvollendeter Weg“ und Initiator des Schulprojektes „Globalisierung & Weltbürgerkunde“.
Er steht für Lesungen, (Dia-) Vorträge, Seminare und Podiumsteilnahmen zur Verfügung. Medien-Interview-Vermittlung und Pressefotos bei: Presse@welt-buerger.org oder info@lenz-verlag.de
Sofort-Bestellung des Buches
Informationen zum Bezug des Weltbürgerpasses:
http://www.worldservice.org/docpass.html?s=1
Herausgeber und Co-Autor ist der Journalist Stephan Mögle-Stadel, Vorstandsmitglied der World Citizen Foundation NYC, welcher 1989 den deutschen Kriegsdienst mit einer kosmopolitischen und ökologischen Begründung, und einer kleinen Psychoanalyse des Militarismus, verweigerte. 1991 / 92 leistete er seinen übernationalen Zivildienst (Ersatzdienst) im Rahmen der UNO in New York City ab und arbeitete für UN-Generalsekretär Boutros-Ghali an der Herausgabe von dessen Reden und Aufsätzen. 1995 avisierte er in einem Schreiben an Bundespräsident Roman Herzog die Rückgabe seiner deutschen Staatsangehörigkeit. Der Brief ist abgedruckt in seinem Buch „Die Unteilbarkeit der Erde – Eine Antwort an den Club of Rome“ (1996). Roman Herzog entnahm dem Werk einige Gedanken und Formulierungen für seine Weltstaats-Rede Januar 1999 beim Weltwirtschaftsforum in Davos.
Stephan Mögle-Stadel versteht sich als freier Humanist mit Sympathien für Chan-Buddhismus, Advaita-Vedanta (Yoga) und Daoismus. Als gelernter Journalist und Geschichtslehrer (gymnasiale Oberstufe) arbeitete er zeitweilig als investigativer Publizist. Er schrieb in den 90er Jahren u.a. für Hamburger Rundschau, Hamburger Abendblatt und Frankfurter Rundschau. In seinem Buch (mittlerweile 9. Auflage) „Dag Hammarskjöld – Vision einer Menschheitsethik“ enthüllte er u.a.
die Namen der an dem Mordkomplott 1961 gegen diesen UNO-Generalsekretär beteiligten Politiker und Multinationalen Bergbaufirmen (mit damals Geschäftssitz in Brüssel und Hausbank in London).
In einem anderen Buch: „Menschheit an der Schwelle Globalisierungskrise und Weltwirtschaftsdiktatur“ verfolgte er u.a. die Spuren des Attentats auf Alfred Herrhausen bis in die internationale Weltwirtschaftspolitik hinein. Er beschreibt dort Zusammenhänge des inter-nationalen Wirtschafts- und Handelskrieges und wie diese sich auf die Umwelt- und Selbstzerstörungstendenzen unserer Spezies auswirken. Er war auch Herausgeber der Aufsatz-Sammlung des UNO-Generalsekretärs Kofi Annan unter dem Titel „UNvollendeter Weg“ und Initiator des Schulprojektes „Globalisierung & Weltbürgerkunde“.
Er steht für Lesungen, (Dia-) Vorträge, Seminare und Podiumsteilnahmen zur Verfügung. Medien-Interview-Vermittlung und Pressefotos bei: Presse@welt-buerger.org oder info@lenz-verlag.de
Sofort-Bestellung des Buches
Informationen zum Bezug des Weltbürgerpasses:
http://www.worldservice.org/docpass.html?s=1
DFW-Erklärung zum 9. November 2018:
Für eine menschliche Zukunft!
Vor achtzig Jahren trat das nationalsozialistische Regime in Deutschland in der sogenannten „Reichskristallnacht“ die intensive Phase der Verfolgung von Mitbürgern jüdischen Glaubens los. Historiker sind sich einig, dass die Zerstörungen und Verfolgungen in dieser Nacht nicht nur von den Schergen des Regimes selbst ausgeführt wurden, sondern bei vielen zivilen Bürgern des Landes Zustimmung fanden und unterstützt wurden.
Antisemitismus, Rassismus und Herabwürdigung von Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen, Herkunft, Geschlecht und Lebensform sind leider auch heute wieder Teil des gesellschaftlichen Lebens geworden. Abgrenzung gegen andere findet Zustimmung, Menschen anderer Herkunft oder anderen Glaubens werden wieder zu Sündenböcken für gesellschaftliche Probleme gemacht. Einzelfälle werden verallgemeinert, wenn sie nur die Ablehnung von Menschen fördern, an die Opfer wird nicht gedacht. Oder wird für jede Frau, die von ihrem Partner getötet wird, ein Trauermarsch gemacht?
Vom DFW aus beobachten wir diese Entwicklung zu offenem Ausdruck von Hass und Menschenfeindlichkeit mit großer Sorge. Unsere Mitgliedsorganisationen treten ein für ein achtungsvolles, gleichberechtigtes Miteinander in einem säkularen Staat, in dem alle Religionen und Weltanschauungen die gleichen Rechte haben, und die Bürger- und Menschenrechte Basis allen staatlichen und gesellschaftlichen Handelns sind.
Wir arbeiten auf internationalem Gebiet mit Menschen aus aller Welt zusammen und setzen uns für Menschenrechte weltweit ein.
Wir werden – wie es der DFW von Anfang an in seinem Einsatz gegen Rassismus und Antisemitismus getan hat – weiter eintreten für gegenseitige Achtung und Toleranz, wir wollen die Offenheit für Menschen anderer Kulturen und Anschauungen fördern. Wir rufen auf zum kritischen und achtungsvollen Diskurs mit allen demokratischen Organisationen. Wir rufen unsere Mitglieder auf, sich aktiv einzusetzen für Freiheit und gleiche Rechte aller, für ein friedliches Miteinander. Die Erinnerung an die Reichskristallnacht soll uns stärken, dass wir für eine menschliche Zukunft arbeiten. Wir wollen lieber miteinander reden, diskutieren, lachen, einander trösten, statt uns abzuwenden und vor Angst und Hass zu kapitulieren.
Nicht einfach gaffen und sich verkriechen, stattdessen gegen Hass sprechen, ansingen, handeln!
Renate Bauer
DFW-Präsidentin
Humanismus gemeinsam gestalten
In den letzten fünf Jahren ist zwischen dem Humanistischen Verband Hessen und der Humanistischen Gemeinschaft Hessen (HuGH) eine enge Verbindung gewachsen.
Neben dem persönlichen Austausch war dabei auch immer die organisatorische Partnerschaft wichtig. Im praktischen Bereich konnte die JugendFEIER und der Lebenskundeunterricht von der Zusammenarbeit beider Organisationen und der guten Vernetzung zu den anderen Landesverbänden des HVD profitieren. In den politischen und gesellschaftlichen Aktionen haben wir gemeinsam mit einer Stimme gesprochen. So kam der Wunsch auf, die zwei Verbände mit denselben Zielen auch organisatorisch zusammenzuführen.
Um die gemeinsamen Kräfte zu bündeln, hat die Landesmitgliederversammlung des HVD Hessen im Januar den Auftrag gegeben, der traditionsreichen und mitgliederstärkeren Humanistischen Gemeinschaft Hessen beizutreten. Dieser Antrag wurde am 28.04.2018 durch eine außerordentliche Landesversammlung der HuGH angenommen. Beide Abstimmungen erfolgten einstimmig ohne Enthaltungen.
Unter dem Dach der Humanistischen Gemeinschaft Hessen existieren bisher sechs Ortsgemeinschaften in Egelsbach/Erzhausen/Langen, Langenselbold/Main-Kinzig, Mörfelden-Walldorf und Kreisgemeinden, Neu-Isenburg, Krofdorf-Gleiberg/Gießen/ Wetzlar und Wiesbaden. Die Mitglieder des HVD Hessen werden nun zwei weitere Ortsgemeinschaften bilden, den HVD Frankfurt und HVD Gießen.
Im nächsten Schritt strebt die Humanistische Gemeinschaft Hessen den Beitritt zum HVD Bundesverband an. Dieser hat bereits im September 2017 bei seiner Bundesdelegiertenversammlung bestätigt, dass er einen Beitritt der HuGH zum HVD Bundesverband begrüßen würde. Hessen wäre damit nach Berlin-Brandenburg und Niedersachsen der drittgrößte Landesverband des HVD bezogen auf die Mitgliederzahl.
Erwartungsvoll sehen wir auf die vor uns liegende Zeit und freuen uns diese gemeinsam zu gestalten.
Mit Vernunft und Mitgefühl: ein Besuch bei den humanistischen Schulen in Uganda
Ein Bericht von Renate Bauer
Zur Einführung: Seit einigen Jahren schon unterstützen die freireligiöse Immanuel-Kant-Gemeinde in Neustadt/Weinstraße und ich die humanistischen Schulen in Uganda. Bisher waren es die Berichte von Steve Hurd und seiner Frau Hillary, die Leiter der Stiftung Uganda Humanist School Trust, die uns ermutigten, diese Schulen zu fördern und auch einzelne Schüler mit Stipendien zu begleiten.
Dieses Jahr nahm ich die Gelegenheit wahr, selbst die Schulen im Rahmen der Freundschaftswoche, wie die jährlichen Besuche der Stiftungsleiter und anderer Freunde der Schule genannt werden, zu besuchen. Die Schulen bestehen seit nunmehr 10 Jahren. Sie wurden auf Eigeninitiative humanistischer Ugander gegründet, die die politisch stabilen Verhältnisse ihres Landes dazu nutzen wollten, nicht nur humanistische Ideen zu verbreiten, sondern jungen Menschen zu einer guten Bildung vor allem auch im wissenschaftlichen Bereich zu verhelfen.
Beide Schulen liegen in ländlichen Bereichen des Landes, abseits der größeren Städte. Sie sind wie praktisch alle Sekundarschulen des Landes Privatschulen, d.h., es müssen Schulgebühren bezahlt werden. Trotz der Armut gerade im ländlichen Bereich, wo die Bauern darauf hoffen müssen, dass sie die Überschüsse ihrer Ernten verkaufen können, streben viele Familien danach, ihre Kinder nach der Grundschule, die in Uganda sieben Jahre umfasst, auf eine weiterführende Schule zu schicken. Bildung ist inzwischen in vielen Gegenden, noch längst aber nicht überall, für die Menschen wichtig geworden, um ein besseres Leben zu erreichen.
Beide Schulen, die Mustard Seed School (Senfkorn), in Busota bei Kamuli gelegen, und die Isaac Newton School, bei Musaka, konkurrieren mit anderen Schulen, vor allem christlichen, aber auch muslimischen und den wenigen staatlichen Sekundarschulen um Schüler und Anerkennung. Nach vier Jahren weiterführenden Schulbesuchs machen die Schüler die Prüfung zum O-Level, was unserer mittleren Reife entspricht, und bei entsprechendem Abschneiden nach weiteren zwei Jahren die A-Level-Prüfung (Abitur) für die Universität.
Aufgrund der Lage haben viele Schüler weite Wege bis zur Schule. Daher wurden in beiden Schulen mit entsprechender Förderung durch Spender Internatsmöglichkeiten geschaffen, sodass nun etwa die Hälfte der Schüler in der Schule wohnt und nur während der Ferien nach Hause geht. Von diesen Schülern werden bei mangelndem Verdienst der Eltern die besten durch Stipendien gefördert. Ein Stipendium beträgt 300 Engl. Pfund im Jahr, circa 360 Euro. Wer einen bestimmten Schüler fördern möchte, muss sich verpflichten, dies für mindestens vier Jahre zu tun, damit der/die Schüler/in auch eine Perspektive hat.
Mustard Seed School
Doch genug der trockenen Vorrede. Als wir nach mehrstündiger Fahrt von Kampala an der Nilquelle bei Jinja vorbei die Schule erreichten, war es früher Nachmittag. Schon an der Hauptstraße weist ein Schild auf die Schule hin. Man erreicht sie nach wenigen hundert Metern, abseits der asphaltierten Hauptstraßen über die üblichen Sandpisten. Es war sehr ruhig, da wir gegen Ende des Nachmittagsunterrichts eintrafen. Schuldirektor Moses Kamya und die Hauptlehrerin Annett begrüßten uns und führten uns durch das Schulgelände.
Wer nun ein deutsches Schulgelände im Kopf hat, muss sich mental sehr umstellen. Die Gebäude sind alle einstöckig, mit Veranden, auf denen Schüler ihre Bänke aufstellen und Stillarbeit machen können, die Wege dazwischen ungepflastert und ungeteert. In der Mustard Seed School haben die Schüler des humanistischen Klubs, den es dort wie auch die Pfadfinder, den Wirtschaftsklub u.a. gibt, entlang der Gebäude Beete mit einheimischen Pflanzen angelegt, um das Wissen über die örtliche Natur zu fördern. Die Gebäude selbst sind sehr einfach, vier Wände mit Fenstern und Tür, ein Dach. Die Schule hat insgesamt drei Flächen, auf denen sich ihre Gebäude verteilen. Auf der ersten Fläche sind neben zwei Klassenzimmergebäuden auch das Mädchenhostel sowie die Schulküche untergebracht und die Räume für die Lehrer. Auf der zweiten Fläche befindet sich neben Klassenräumen das Jungenhostel, auf der dritten Fläche wurde gerade ein weiteres Klassenzimmergebäude errichtet, und dort sind auch der Sportplatz für die Schüler sowie die Wasserpumpe. Die Schule selbst ist ans örtliche Stromnetz angeschlossen, verfügt aber auch über eine Solaranlage wegen der häufigen Stromausfälle.
Das größte Problem dieser Schule ist Wasser. Alle Schüler müssen ihr Wasch- und Trinkwasser an der einzigen Wasserpumpe der Schule holen. Das ist mühsam und zeitraubend. Einer der wichtigsten Diskussionspunkte bei unserem Besuch war eine bessere Wasserversorgung. Da erlebten wir leider auch, dass trotz eines recht gut funktionierenden Staates Vetternwirtschaft nicht ganz verschwunden ist, denn eigentlich sollte die Schule schon an eine Wasserleitung angeschlossen sein, aber die örtliche Parlamentsabgeordnete ließ die Leitung zuerst in ihr Dorf führen und nun ist das Geld alle. Die Stiftung aber betrachtet das Anlegen einer Wasserleitung (ca. 3 km zum nächsten Anschluss) als vordringliches Problem.
Als erstes besuchten wir am anderen Morgen drei Familien im Ort aus unterschiedlichen Verhältnissen. Wir wurden sehr freudig begrüßt und erfuhren auch viel über Landwirtschaft in Uganda. Manche Biobauern bei uns können noch von den Ugandern über Mehrfruchtwirtschaft und Fruchtkombinationen zur Düngung und Abwehr von Schadinsekten lernen. Das nur nebenbei. Am Nachmittag traf ich mich mit dem humanistischen Klub. Es kamen viele Fragen, etwa nach humanistischen Feiern und Feiertagen, aber auch nach dem Umgang mit Fehlverhalten, denn viele Schüler und Lehrer kennen nur Strafmethoden in strenger Form, obwohl in Uganda das Schlagen von Schülern verboten ist. Und so diskutierten wir über Respekt und Empathie und Vernunft. Danach besuchte ich das Projekt des Klubs: Sie züchten Hähnchen zum Verkauf an die Schule, damit das Essen der Schüler, das in erster Linie wie überall aus Maisbrei und Bohnen besteht, durch Proteine angereichert werden kann. Am nächsten Tag sprach ich vor allen Schülerinnen über Frauenrechte, aber auch über Frauengesundheit. Am Ende erhielten die Schülerinnen ihre jährliche Gabe an Afripads (Monatsbinden, die in Afrika hergestellt werden und gewaschen werden können, sodass sie ein Jahr lang benutzt werden können, wodurch weniger Abfall und keine Kosten für die Schülerinnen entstehen).
Später übte ich mit dem Schulchor das Lied „Die Gedanken sind frei“ auf Englisch ein. Am letzten Tag wurde ein Schulfest gefeiert, zum einen zur Eröffnung des neuen Gebäudes, aber noch mehr zur Begrüßung der Gäste. Nach den üblichen Ansprachen sang der Schulchor mit mir das eingeübte Lied, und es fand bei allen Anwesenden, auch Eltern, große Zustimmung. Die Scoutgruppe zeigte traditionelle Tänze. Anschließend wurden bei einem zum ersten Mal veranstalteten Vorlesewettbewerb Preise vergeben. Das bewirkte, dass nun alle Belletristik aus der Schulbücherei (wird von der Stiftung unterstützt) verschwunden ist, weil alle nun lesen. Die Schule selbst ist stolz auf ihr gutes Abschneiden bei Wettbewerben in Naturwissenschaften und bei den Pfadfindern. Auch dadurch ist sie für neue Schüler und ihre Familien attraktiv. Ein Problem bleibt: Einige Familien können nur mühsam das Schulgeld und das Geld für die Prüfungen aufbringen, der Distrikt ist sehr arm, und wenn die Ernte schlecht läuft, versucht die Schule zu überbrücken, so gut es geht, um guten Schülern den Besuch weiter zu ermöglichen. Daher sind fest zugesagte Stipendien sehr wichtig.
Isaak Newton High School
Auf einem Hügel gelegen, besteht diese Schule aus einem Campus, auf dem alle Gebäude zusammen stehen. Diese Schule verfügt über eine gute Wasserquelle, sodass im Gelände mehrere Zapfstellen vorhanden sind, ihr Problem ist der Stromanschluss. Momentan wird mit Generator und Solarzellen gearbeitet, aber der Schule und den umliegenden Dörfern ist die Elektrizitätsleitung fest zugesagt. Auch diese Schule hat viele Schülerklubs, und ihr Schwerpunkt liegt ebenfalls in Naturwissenschaften. Während unseres Aufenthaltes erlebten wir den Unterricht mit. Ich sprach wie zuvor mit der humanistischen Schülergruppe. Sie engagiert sich in den umliegenden Dörfern, indem sie für alleinstehende Frauen und alte Menschen Trockengestelle baut und Latrinen mit Handwaschgelegenheit. Darauf sind sie sehr stolz, und die Menschen sehr froh über diese in unseren Augen kleinen Hilfen, aber für die örtlichen Gegebenheiten bildet das Engagement eine wichtige Unterstützung und Krankheitsprävention.
Sie führten uns dazu im Dorf herum, mitten im Gewitterregen, was aber der Fröhlichkeit und Begeisterung der Schüler keinen Abbruch tat. Und der Regen hinderte sie auch nicht, tausend Fragen an uns Besucher zu stellen und uns über alles, was wir sahen, zu informieren. Ein Höhepunkt war ebenso der neu eingeführte Vorlesewettbewerb, bei dem wir als Besucher diesmal die Jury bildeten. Die Freude der Preisträger (alle erhielten ein Lexikon und einen kleinen Geldbetrag) war groß und wirkt sich nun ebenfalls in einer viel stärkeren Benutzung der Schulbibliothek aus.
Am nächsten Tag unterstützten wir die Abstimmung der Schülerinnen über den Namen ihres neuen Mädchenhostels. Da war die Spannung groß, bis aus den vier Schlussvorschlägen der Name Malala-Hostel als Gewinner aus der Auszählung der Stimmen hervorging und wir am letzten Tag bei einem Fest feierlich durch das Gebäude schritten. Auch hier zeigten die Schüler und Schülerinnen ihr tänzerisches und musikalischen Können beim Fest. Schulleiter Peter Kisirinya konnte dazu die örtliche Prominenz begrüßen und den Ethos der Schule als humanistische Schule vorstellen, in der die Anhänger aller Religionen und Nichtgläubige einander respektieren, miteinander leben und lernen.
Die Herausforderung dieser Schule besteht darin, dass weitere Klassenräume gebaut werden müssen, denn auch sie ist inzwischen so attraktiv durch ihre hohe Qualität, dass die unterste Klasse zweizügig unterrichtet werden muss, da inzwischen hundert Schüler in der Stufe angemeldet wurden.
Fazit: In beiden Schulen konnte ich erfahren, mit welcher Freude Schüler und Lehrer den nicht leichten Alltag meistern, welche guten Ergebnisse sie erzielen in Zuständen, die wir als unmöglich bezeichnen würden, aber für ugandische Verhältnisse hervorragend sind, und welches Leistungsniveau sie dabei erreichen. Viele Schüler können ohne Weiteres ein deutsches Abitur bestehen. Besser ist auch die Versorgung der Schulen mit Computern, die nicht ans Internet angeschlossen sind, aber speziell für dortige Verhältnisse mit allen Programmen einschließlich einer Offline-Bibliothek ausgerüstet sind.
Was wichtig ist:
wenn irgend möglich, die Unterstützung einzelner Schüler durch Stipendien. 360 Euro im Jahr helfen dem einzelnen Kind und der Schule insgesamt.
die Versorgung mit Büchern zum Lesen und vor allem über Humanismus (in Englisch),
die Unterstützung der Bauvorhaben durch entsprechende Spenden.
Eine Verbesserung der Lehrergehälter, um gute Lehrer zu halten. Dazu dient auch die Möglichkeit, ihnen Unterkünfte zur Verfügung zu stellen, was beide Schulen anstreben.
Man kann hier mit relativ wenig Geld sehr viel erreichen, und es ist gut angelegt, nicht nur zur Förderung dieser jungen Menschen, auch zur Verbreitung humanistisch-freigeistiger Ideen und zur Unterstützung eines toleranten und achtungsvollen Miteinanders in der Gesellschaft. Uganda ist ein sehr religiöses Land. Dies muss man beachten und kann gleichzeitig das Miteinander unterstützen. Spenden können zweckgebunden an den DFW gegeben werden, wir leiten sie an den Uganda Humanist School Trust weiter. Dafür können auch Spendenbescheinigungen ausgestellt werden. Ich bin gerne bereit, die Schulen bei Vorträgen ausführlicher vorzustellen.
Renate Bauer
Provenienzforschung und Restitution an der Bayerischen Staatsbibliothek in München
Foto:
Ortrun Lenz, Freigeistige Aktion für humanistische Kultur e.V., Dr.
Stephan Kellner, BSB, Renate Bauer, Präsidentin Dachverband freier
Weltanschauungsgemeinschaften e.V, Assunta Tammelleo, Bund für
Geistesfreiheit München / (Foto: BSB, I. Gessner)
Am 24. Juli 2017
restituierte die BSB zehn Buchtitel des Kartells der freiheitlichen
Vereine in München an den Dachverband Freier
Weltanschauungsgemeinschaften e.V. Die Ortsgruppe des Kartells wurde
1933 verboten. Diese Bücher waren durch die Geheime Staatspolizei, eine
Organisation des NS-Regimes, beschlagnahmt worden. In einigen der Bücher
befinden sich auch Besitzstempel von Max Riess, einem der
Gründungsmitglieder des Kartells.
Drei Restitutionen von NS-Raubgut: Bayerische Staatsbibliothek gibt insgesamt 56 Bücher zurück
Die Bayerische Staatsbibliothek (BSB) restituiert aus ihren Beständen 56 unrechtmäßig erworbene Bücher an zwei Einrichtungen und eine Privatperson und stellt sich damit ihrer Verantwortung.
Die in Berlin ansässige Große National-Mutterloge „Zu den drei Weltkugeln“ (GNML) erhält 45 unrechtmäßig von der BSB erworbene Titel zurück. Die Bücher werden am 27.7.2017 in Berlin überreicht - in einem gemeinsamen Termin mit der Universitätsbibliothek Leipzig und der Zentral- und Landesbibliothek Berlin, die ebenfalls Bücher an die Loge restituieren.
Das NS-Regime hatte die deutschen Freimaurerlogen ab 1933 zur Auflösung gezwungen, zwei Jahre später die Freimaurer verboten, viele Logenbrüder wurden verfolgt. Die restituierten Titel waren 1938/39 durch ein Tauschgeschäft mit der SS-Schule „Haus Wewelsburg“ in die Bayerische Staatsbibliothek gekommen. Bei dieser Transaktion hatte diese vom Reichssicherheitshauptamt in Berlin als Gegenleistung für eigene Doppelstücke zahlreiche Bücher aus Freimaurerbibliotheken erhalten. Die Werke stammen zum Großteil aus der Bibliothek der Loge „Zu den drei Weltkugeln; einige Bücher gehörten Logen, die nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr wieder errichtet wurden; die GNML ist hier Rechtsnachfolger.
Am 24.7.2017 restituiert die BSB in München zehn Buchtitel des „Kartells der freiheitlichen Vereine in München“ an den „Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V.“. Die Ortsgruppe des Kartells wurde 1933 verboten. Diese Bücher waren durch die Geheime Staatspolizei, eine Organisation des NS-Regimes, beschlagnahmt worden. In einigen der Bücher befinden sich auch Besitzstempel von Max Riess, einem der Gründungsmitglieder des Kartells.
Bereits am 4.7.2017 gab die BSB eine 1922 erschienene Ausgabe von Rosa Luxemburgs „Koalitionspolitik oder Klassenkampf?“ an Ernst Grube, den Urenkel des Eigentümers Wilhelm Olschewski zurück. Im Buch findet sich der gestempelte Besitzvermerk Wilh. Olschewski. Er weist auf zwei Münchner Widerstandskämpfer hin, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Wilhelm und Wilhelm Olschewski jun., Vater und Sohn, waren während des 2. Weltkriegs im kommunistischen Widerstand aktiv. Das Buch wurde wohl 1942 konfisziert und schließlich der BSB übermittelt.
Dr. Klaus Ceynowa, Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek: „Die Bayerische Staatsbibliothek arbeitet kontinuierlich und zügig daran, während der NS-Zeit unrechtmäßig erworbene Werke an die Eigentümer oder ihre Nachkommen zurückzugeben. Mit der öffentlichen Rückgabe der beraubten Bücher und Handschriften stellt sich die Bibliothek ihrer Verantwortung für ihre Verstrickung in NS-Unrecht.“
Seit 2003 sucht die Bayerische Staatsbibliothek aktiv und zunächst in Eigeninitiative nach NS-Raubgut in ihren Beständen: So erhielt 2007 das Thomas-Mann-Archiv Zürich 78 Bände aus der Bibliothek des Schriftstellers und Literaturnobelpreisträgers. Die Förderung durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste trägt seit 2013 sehr dazu bei, die Recherchen voranzutreiben und Rückgaben zügig durchzuführen: 2015 konnte das Plocker Pontifikale, das älteste polnische Pontifikale, an die katholische Kirche in Polen zurückgegeben werden. Vor wenigen Wochen erst restituierte die BSB gemeinsam mit der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns 44 Werke an die Nachkommen des Münchner Orientalisten Prof. Karl Süßheim.
Über die Bayerische Staatsbibliothek:
Die Bayerische Staatsbibliothek, gegründet 1558 durch Herzog Albrecht V., genießt als internationale Forschungsbibliothek Weltrang. Mit mehr als 10,3 Millionen Bänden, rund 59.000 laufenden Zeitschriften in elektronischer und gedruckter Form und knapp 131.000 Handschriften gehört die Bibliothek zu den bedeutendsten Wissenszentren und Gedächtnisinstitutionen der Welt. Mit über 1,9 Millionen digitalisierten Werken verfügt die Bayerische Staatsbibliothek über den größten digitalen Datenbestand aller deutschen Bibliotheken. Die Bibliothek bietet vielfältige Dienste im Bereich innovativer digitaler Nutzungsszenarien an.
Bildnachweis: Bayerische Staatsbibliothek/Öffentlichkeitsarbeit
Zehn Bücher restituiert die Bayerische Staatsbibliothek an den "Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V.".
Ansprechpartner:
Dr. Stephan Kellner | DBB/Bavarica-Referat | Tel. 089/28638-2278 | E-Mail: stephan.kellner@bsb-muenchen.de
Peter Schnitzlein | Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Tel.: 089/28 638-2429 | E-Mail: presse@bsb-muenchen.de
Brücken bauen – aus religiöser Überzeugung
Europäischer Unitariertag 2017 mit Teilnehmern aus aller Welt
Eine gelungene Premiere: Der erste Europäische Unitariertag, der am vergangenen Wochenende stattfand, ging am Montag zu Ende. Warum das ein echter Erfolg war.
Aus ganz Europa und sogar aus Japan, Amerika, Australien und Neuseeland sind sie angereist. Rund 340 Teilnehmer trafen sich am verlängerten Pfingstwochenende zum Europäischen Unitariertag im Edwin-Scharff-Haus in Neu-Ulm. Dabei ging es beileibe nicht nur um religiöse Fragen. Rev. Dr. William F. Schulz, ehemaliger Generalsekretär von amnesty international USA, ging in seinem Vortrag der Frage nach, wie die Demokratie bewahrt werden kann. „Für uns bedeutet Demokratie oft, dass die Bürger eines Landes ihre Meinung ohne Angst vor Verfolgung ausdrücken können und ihre Staatsoberhäupter frei wählen können“, erläuterte Schulz dem Publikum. Doch tatsächlich sei eine wahre Demokratie weit mehr als nur das – „sie hängt von etwas ab, was wir oft Kosmopolitismus nennen“, sagte er. Das seien etwa gemeinsame Werte oder der Geist der Großzügigkeit, alles in allem sei Demokratie aber vor allem ein Lebensgefühl. Besonders der unitarische Glaube beruht auf diesem kosmopolitischen Ideal. „Warum gewinnt aber der Kosmopolitismus nicht und warum schrumpfen Demokratie und Freiheit?“, fragte er in die Runde. Eine Antwort, die Schulz fand, liegt in der Biologie des Menschen verborgen. Jede Mutter und jeder Vater sei gewillt, sein Kind zu schützen. Da niemand wissen könne, ob man einem Fremden trauen kann, vertrauten wir lieber auf unsere gelernten Stereotype und machten Verallgemeinerungen über Menschen, die wir nicht kennen. Der Nationalismus scheint für einige so eine einfache Antwort zu sein, um sich vermeintlich zu schützen.
Doch trotz der derzeit düsteren Aussichten machte Schulz den Unitariern Mut. „Die Geschichte wird nicht von Gott oder der Ökonomie geschrieben, sondern von menschlicher Hand“, erinnerte er. So zählte er einige Beispiele auf, nach denen der Mensch die Welt schon zum Besseren verändern konnte. Während beispielsweise 1975 noch 44 Prozent der Menschen in extremer Armut lebten, sind es heute gerade einmal mehr zehn Prozent. „Natürlich ist es wahr, dass die Ungleichheit zwischen Arm und Reich so groß ist wie nie“, gestand er. Doch auf lange Sicht gesehen sei sehr wohl eine positive Veränderung erkennbar. Außerdem seien die Menschen keine Sklaven ihrer Gene. So würden wir zwar oft auf unsere gelernten Stereotype vertrauen, wüssten aber zugleich, dass sie dumm sind und könnten uns von ihnen lösen. Ein weiterer Weg, wie das funktionieren kann, könne durch Empathie erreicht werden, die durch bewegende Geschichten geweckt würde.
Prof. Dr. Manuela Kalsky zeigte anhand der Bevölkerungsentwicklung in den Niederlanden auf, dass die Mitgliedschaft in nur einer Religionsgemeinschaft auf dem Rückzug ist. Immer mehr Menschen bezeichnen sich als „Mehrfache Gläubige“, die sich zu mehreren Religionen bekennen. Ihr Forschungsprojekt „Ein neues Wir“ sucht nach Wegen zu Gemeinsamkeiten in dieser diversen Welt. Unitarier könnten dabei aufgrund ihres liberalen Religionsverständnisses einen wichtigen Beitrag leisten.
Spätestens, als am Sonntag in der Feierstunde alle Teilnehmer gemeinsam das Lied „Egal was du glaubst, du bist frei“ anstimmten, war klar: Dieser erste Europäische Unitariertag war ein voller Erfolg – auch für das Familienzentrum Neu-Ulm, dem die Sammlung bei der Feierstunde für deren Integrationsprojekte zugutekommt.
Kontakt:
Unitarier - Religionsgemeinschaft freien Glaubens
c/o Prof. Dr. Karsten Urban
karsten.urban@unitarier.de
0160 / 97 360 720
Prof. Dr. Manuela Kalsky
Prof. Dr. William F. Schulz
Tagungsbericht "Macht der Bilder, Macht der Sprache" der Freien Akademie
„Macht der Bilder, Macht der Sprache“ war das Thema der wissenschaftlichen Tagung, welche die Freie Akademie vom 25. bis 28. Mai 2017 in der Frankenakademie Schloss Schney in Lichtenfels durchführte.
Nach der Begrüßung der Tagungsteilnehmer durch den Präsidenten der Freien Akademie, Dr. Volker Müller (Falkensee), verwies der wissenschaftlichen Tagungsleiter Prof. Dr. Walter O. Ötsch (Bernkastel-Kues) in seinem einleitenden Vortrag „Die Bedeutung von Bildern für das `Denken´“ auf die Tatsache, daß die Macht der Sprache von ihrer Fähigkeit abhängt, kräftige innere Bilder im jeweiligen Adressaten hervorzurufen. Davon ausgehend umriss er wichtige inhaltliche Schwerpunkte der Veranstaltung und stellte die einzelnen Vorträge und Vortragenden kurz vor.
Prof. Dr. Pia Knoeferle (Berlin) referierte über „Sprache und Bilder“. Dabei untersuchte sie umfassend den Beitrag und den Einfluss visueller Eindrücke zum Sprachverstehen und stellte aktuelle Forschungsergebnisse zu diesem Thema vor.
In ihrem Vortrag „Bildlichkeit in der Geschichte der Philosophie“ spannte Dr. Kirstin Zeyer (Nimjegen) den inhaltlichen Bogen vom antiken delphischen „Erkenne Dich selbst“ über die christliche Spätantike (Augustinus), das Mittelalter (Johannes Scottus), die Renaissance (Nikolaus von Kues, René Descartes) bis zur modernen kulturphilosophischen Diagnose von der „Krise der Selbsterkenntnis“ (Ernst Cassirer).
Ursprung und Inhalte der „Werbung für die Soziale Marktwirtschaft“ standen im Mittelpunkt des Beitrages von Dr. Dirk Schindelbeck (Jena). Er verwies eingangs auf die im Hitlerreich liegenden Wurzeln dieser Werbung (z.B. Plakate aus dem Jahr 1937) und schilderte dann ausführlich die Strategie und die Verwendung bestimmter immer wiederkehrender Bilder in den propagandistischen Aktivitäten, welche der Unternehmerverband „Die Waage e.V.“ seit 1952 auf diesem Gebiet unternommen hat (Anzeigenkampagnen, Plakate, Broschüren, Kinofilme). Diese haben letztendlich zur Durchsetzung der CDU-Wirtschaftspolitik von Ludwig Erhard beigetragen.
Ausgehend von der Tatsache, dass der Rechtspopulismus eine Erscheinung in allen europäischen Ländern ist, analysierte Prof. Walter O. Ötsch in seinem Vortrag ausführlich die „Bilder des Rechtspopulismus“. Rechtspopulismus, so seine grundlegende These, ist ein demagogischer Denkmodus, hinter dem ein Bildmodus steht: das Bild einer zweigeteilten Gesellschaft – auf der einen Seite nur gut, nur wahr, immer Opfer; auf der anderen Seite nur böse, nur falsch, immer Täter. An zahlreichen Beispielen demonstrierte er, dass in diesem rechtsdemagogischen Denken Eskalationsspiralen eingebaut sind, die eine ernste Gefahr für die Demokratie beinhalten.
Im Mittelpunkt der Ausführungen von Prof. Dr. Silja Graupe (Bernkastel-Kues) über „Sprache und Beeinflussung in der ökonomischen Bildung“ stand die Frage, wie ökonomische Bilder in der ökonomischen Bildung, vor allem in den Standardlehrbüchern der ökonomischen Bildung geprägt werden. Gibt es eine Indoktrination in der ökonomischen Bildung, eine Überbetonung marktwirtschaftlicher Frames? Zusammenfassend plädierte sie für eine stärkere Berücksichtigung solcher Frames wie Umweltschutz oder soziale Gerechtigkeit in der politischen Bildung.
In einem Kurzvortrag stellte Tina Beyer (Berlin) das im Jahre 2016 erschienene Buch „Was für Lebewesen sind wir?“ des US-amerikanischen Sprachwissenschaftlers Noam Chomsky vor.
Ausgangsthese des Vortrages von Dr. Stephan Pühringer (Linz) über „Bilder der ÖkonomInnen zur Finanzkrise 2008“ war die Frage, wieso dieses einschneidende Ereignis zu keiner fundamentalen Neuausrichtung der ökonomischen Wissenschaft im deutschsprachigen Raum führte? Er konstatierte, dass es zwar zu einer kurzen Phase der Selbstreflexion der ökonomischen Theorie kam, dass diese aber auf ökonomischer, politischer wie medialer Ebene sehr früh von sog. Staatsschulden-, Eurokrisen- und Staatshaushaltsdiskursen überlagert wurde. In diesen Diskursen wurden bestimmte Bilder/Metaphern wie Finanzkrise als „Krankheit“, als „Naturereignis“ bzw. „Naturkatastrophe“ benutzt, wodurch alternative Diskurse verhindert werden sollten und verhindert wurden.
Alle Vorträge waren Ausgangspunkt für intensive Diskussionen der Tagungsteilnehmer.
Dr. Wolfgang Heyn